taz🐾thema
: fairer handel

die verlagsseiten der taz

Stadtluft macht fair

Mehr als 600 deutsche Städte sind als Fairtrade-Town ausgezeichnet, hinzu kommen 40 Landkreise. Die Kampagne bietet auch Unternehmen Beratung wie Qualifizierung und unterstützt ihre Vernetzung

Die öffentliche Beschaffung hat bei der Umstellung auf nachhaltige Produktionsweisen eine Schlüsselfunktion. Das heißt unter anderem: Die vielen kommunalen und andere Verwaltungen sind wichtige Auftraggeber. In deren Auftragsvergabe und Ausschreibungen werden immer häufiger Kriterien zum Fairen Handel aufgenommen. Darüber hinaus engagieren sich viele Städte und Gemeinden in weiteren Projekten für den Fairen Handel. Hierbei vernetzen sich Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich gemeinsam lokal für den Fairen Handel starkmachen. Mehr als 600 deutsche Städte sind als Fair-Trade-Town ausgezeichnet. Die internationale Kampagne Fair-Trade-Towns fördert gezielt den Fairen Handel auf kommunaler Ebene. Dort spielt der Faire Handel in allen gesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle. Die Gemeinschaft wächst weltweit stetig an. Über 2.200 Städte und Gemeinden tragen den Titel Fair-Trade-Town in 26 Ländern.

Bundesweit engagieren sich auch über 40 Landkreise über kommunale Grenzen hinweg für Fairen Handel und sind ausgezeichnete Fair-Trade-Landkreise. Tendenz steigend. Das Engagement fängt im Kleinen an: Der Beschluss des Kreistages bestätigt beispielsweise, dass bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Kreistags sowie im Büro der Landrätin beziehungsweise des Landrats Fair-Trade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus Fairem Handel verwendet werden. Die Kriterien für die Landkreise entsprechen den Kriterien für die Kommunen. Es geht auch größer. Hamburg etwa ist seit 2011 Fair Trade Stadt. Für den von Fairtrade Deutschland vergebenen Titel muss die Stadt fünf Kriterien erfüllen, die das Engagement für den Fairen Handel in allen Ebenen der Kommune widerspiegeln. Hierzu gehören unter anderem die Gründung einer Steuerungsgruppe aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik sowie eine bestimmte Anzahl von Geschäften und Gastronomieunternehmen, die fair gehandelte Produkte anbieten.

Die Projektstelle der Fair Trade Stadt Hamburg macht durch Bildungs-, Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit auf den Fairen Handel aufmerksam und zeigt auf, wie der Faire Handel als wichtiger Impulsgeber für zukunftsfähiges Wirtschaften fungieren kann. Anfang Juni 2021 hat die Hamburgische Bürgerschaft die Finanzierung einer Kampagne zur Stärkung des Fairen Handels beschlossen. Zum Auftakt der diesjährigen Fairen Woche startete in Hamburg eine breit angelegte Fair-Trade-Kampagne.

„Die Covid-19-Pandemie hat die Situation für viele Klein­bäu­e­r:in­nen und Ar­bei­te­r:in­nen im Globalen Süden erheblich verschlechtert und die Verwundbarkeit globaler Lieferketten offenbart“, erklärt die Projektkoordinatorin der Fair Trade Stadt Hamburg, Christine Prießner. „Wie in jeder Krise liegt aber auch in dieser eine Chance, und zwar die Chance, ein gerechteres Handelssystem zu schaffen, das Gesundheit, Umwelt und Ar­beit­neh­me­r:in­nen­rech­te stärkt. Diese Chance wollen wir nutzen!“

Die Kampagne bietet Unternehmen Beratung wie Qualifizierung und unterstützt ihre Vernetzung. Der Wettbewerb „Faires Büro“ soll eine größere Sensibilität für Fairen Handel über den Kaffeeverbrauch hinaus schaffen. Fortbildungen zur Beschaffung fairer Sportartikel unterstützen Vereine dabei, Bälle und Textilien unter Berücksichtigung der Kriterien des Fairen Handels einzukaufen. Sportlich weniger Interessierte lockt Hamburg mit fairer Stadtschokolade. (lk)