Überraschung:Es waren wohl Rechte

Im Fall des Brandanschlag von 2020 aufs Jugendzentrum „Friese“ sind drei rechtsextreme Tatverdächtige gefasst. Der Leiter der „Friese“ fühlt sich bis heute nicht ernst genommen

Die „Friese“ nach dem Anschlag im Februar 2020 Foto: Jean Baeck

Von Eiken Bruhn

Wegen des Brandanschlags auf das linke Jugendzentrum in der Friesenstraße „Die Friese“ im Februar 2020 hat die Polizei am Donnerstag die Autos und Wohnungen von drei Tatverdächtigen durchsucht. Die Männer im Alter von 26, 32 und 37 Jahren ordnen sie „der rechtsextremistischen Szene zu“, hieß es in einer Polizei-Pressemeldung. Die Auswertung der gesicherten Beweismittel dauere noch an. Sie ermittle wegen schwerer Brandstiftung.

Überrascht wäre er nicht, sollte sich herausstellen, dass es wirklich Rechtsextreme waren, die während eines Konzerts den Brand gelegt hatten, sagte am Donnerstag der Leiter des Jugendzentrums, Holger Lauster, der taz. Bereits am Tag danach hatte die Bremer Polizei mitgeteilt, es seien zwei Aufkleber, davon einer „mit rechtspopulistischem Bezug“, am Tatort gefunden worden. Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei hatte daraufhin die Ermittlungen aufgenommen. Nach Informationen der taz hatte einer der Aufkleber auf eine neonazistische Organisation hingedeutet, deren Mitglieder auch im Land Bremen bereits politische Gegner eingeschüchtert und ihnen gedroht haben sollen.

„Die Gruppe, die dort die Konzerte veranstaltet hat, hatte nie einen Zweifel daran, dass das Rechtsextremisten waren“, sagte Leiter Holger Lauster. „Umso schlimmer war es für sie, dass ihnen das eigene Umfeld nicht geglaubt hat und sie von einigen sogar als Linksextremisten dargestellt wurden.“ Es wäre hilfreich gewesen, wenn mal ein starkes Signal der Unterstützung aus der Politik gekommen wäre, findet Lauster. Doch die habe es nur vom Beirat, dem Ortsteilparlament, gegeben, nicht aber von Bürgerschaftsabgeordneten oder der Sozialsenatorin.

„Der Fokus auch der Medien lag die ganze Zeit auf brennenden Autos“, kritisiert Lauster, „und nicht darauf, dass ein staatlich gefördertes Jugendzentrum angegriffen wird, während eines Konzerts – es war ja nur Glück, dass niemand verletzt oder getötet wurde.“ Mehrere Be­su­che­r*in­nen hatten allerdings Rauchvergiftungen erlitten. Dass die möglichen Täter es ernst meinten, liegt auch nahe, weil es in der Konzertnacht zweimal brannte: Nachdem ein erster Brand kurz nach Mitternacht bemerkt und gelöscht worden war, kam es einige Stunden später zu einem zweiten Feuer.

Die Jugendarbeit der Einrichtung sei auch anderthalb Jahre nach dem Vorfall noch belastet, sagt Lauster. „Wir haben uns mit anderen Jugendzentren vernetzt und fragen uns, wie wir uns eigentlich schützen können.“ Ihn wundere, dass das nicht mehr Leute bewegt hatte.

„Das eigene Umfeld hat nicht geglaubt, dass es Nazis waren“

Holger Lauster, Leiter „Die Friese“

Tatsächlich gab es zuletzt eine relativ umfangreiche Berichterstattung über mutmaßlich von Linken gelegte Autobrände. Die Oppositionsfraktionen in der Bremischen Bürgerschaft, CDU und FDP, hatten in mehreren Anträgen und Anfragen behauptet, Bremen sei „eine Hochburg des Linksextremismus“ und nahegelegt, die rot-rot-grüne Regierung sei „auf dem linken Auge blind“. Für beide Fraktionen sind Rechts- und Linksextremismus gleichermaßen demokratiegefährdend.

Erst im Juli hatte die CDU das selbstverwaltete Jugendhaus in der Buchtstraße angegriffen und dessen öffentliche Förderung infrage gestellt. Der Anlass war, dass eine Nutzer:innen-Gruppe ein Transparent an der Fassade befestigt hatte, in der „Freiheit für Lina“ gefordert wird. Dabei handelt es sich um eine 26-jährige Studentin, die in Leipzig wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen linksextremen Vereinigung vor Gericht steht.

Der Verfassungsschutz listet in seinem aktuellen Bericht für das Jahr 2020 277 von Rechten und 237 von Linken begangene Straftaten auf.