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heute in bremen„Klimakrise als medizinischen Notfall anerkennen“

Lisa Pörtner

36, ist Internistin, Mitglied von Health for Future und Greenpeace und Mitorganisatorin der Mahnwache.

Interview Liz Mathy

taz: Frau Pörtner, wie hängen Klimawandel und Gesundheit zusammen?

Lisa Pörtner: Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Klimakrise als größte Gesundheitsbedrohung im 21. Jahrhundert ein. Die Erd­erwärmung führt zu mehr und intensiveren Hitzewellen, die insbesondere für ältere und vorerkrankte Menschen tödlich sein können. Hinzu kommen Extremwetterereignisse, wie Dürren und Überflutungen, die wir zuletzt auch in Deutschland beobachten konnten. Diese Ereignisse kosten Menschenleben und gefährden in anderen Ländern bereits die Nahrungs- und Trinkwassersicherheit. Infektionserkrankungen nehmen zu und Krankheitserreger wie Malaria werden sich weiter nördlich ausbreiten. Auch psychische Erkrankungen nehmen zu, wie im Extremfall infolge des Verlustes des eigenen Zuhauses bei einer klima­bedingten Flucht.

Die Mahnwache läuft im Rahmen der bundesweiten Aktion „Wer rettet 150.000 Leben?“. Was hat es damit auf sich?

Eine Studie aus diesem Jahr ist zu dem Ergebnis gekommen, dass allein in Deutschland pro Jahr 150.000 vorzeitige Todesfälle verhindert werden könnten, wenn Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, die zur Einhaltung des Pariser Abkommens führen. Maßgeblichen Einfluss hierbei haben die Verbesserung der Luftqualität insbesondere durch die Abschaltung von Kohlekraftwerken, eine aktivere Mobilität im Rahmen der Verkehrswende und eine gesündere, mehr pflanzenbasierte Ernährung.

Was möchte Health for Future erreichen?

Die Politik muss die Klimakrise als medizinischen Notfall anerkennen und alles dafür tun, um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Wir setzen uns daher für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels und eine Klimaneutralität Deutschlands bis 2035 ein.

In welchem Verhältnis stehen für Sie bei der Erreichung dieser Ziele der Druck auf staatliche Ak­teu­r:in­nen und individuelle Verhaltensänderungen?

Mahnwache von Health for Future im Rahmen der bundesweiten Aktion „150.000 Leben“: 20.15 Uhr, Bremer Marktplatz

Wir brauchen beides! Jedoch muss Schluss damit sein, die Verantwortung auf die Menschen abzuwälzen. Klimaschutz kann nicht die Entscheidung des Einzelnen sein. Die Verantwortung, die Zukunft der Menschen zu schützen, liegt maßgeblich bei der Politik. Doch ihr fehlt aktuell im Gegensatz zu vielen Bür­ge­rin­nen und Bürgern der Wille.

Was hat Sie zu Health for Future gebracht?

Ich bin schon lange im Umwelt- und Klimaschutz aktiv. Die Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheit der Menschen werden immer deutlicher. Als Ärztin ist es mir wichtig, dafür einzutreten, dass die Gesundheit heutiger und zukünftiger Generationen geschützt wird.

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