SPORTPLATZ
: Rein in die Spree, rauf aufs Feld

DREIER Zwei tschechische Sieger und eine gelungene Premiere beim ersten Berliner City-Triathlon

Christian Prochnow wirkte schon wieder entspannt, gute 15 Minuten nach Zieleinlauf. „Zufrieden mit dem Rennen bin ich schon“, sagte er, „aber gerade hier will man natürlich mehr erreichen.“ Heißt: gewinnen. Dritter wurde der Potsdamer bei der Premiere des Berliner City-Triathlons. „Es war ein absolutes Heimspiel, ich hab alles versucht.“ Eine Banane in der einen Hand, ein alkoholfreies Weizen in der anderen, konnte er sich dennoch freuen: „Geil, dass es endlich einen großen Triathlon in Berlin gibt.“

Mit einem tschechischen Doppelsieg endete der erste „Triathlon 5150“ am Sonntag. Filip Ospaly gewann bei den Männern in 1:47:44, Radka Vodickova bei den Frauen in 2:03:32 über die Distanz von 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 Kilometer Laufen. „Ich bin überglücklich, die Premiere gewonnen zu haben“, sagte Ospaly. Der Titel der Serie – 5150 – steht für die olympische Distanz von insgesamt 51,5 Kilometern, die die Sportler zu Lande und zu Wasser zurücklegen müssen.

Knapp 1.000 StarterInnen absolvierten die Strecke, die sie zunächst durch die Spree in Alt-Treptow, dann per Rad durch Neukölln bis aufs Tempelhofer Feld führte, wo der abschließende Lauf stattfand. Das vom Sport Club Charlottenburg Events organisierte Rennen hat Potenzial. Im kommenden Jahr will man auf die beliebtere 70,3-Distanz umschwenken (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21,1 km Laufen), um noch mehr Triathleten anzulocken. Schon diesmal war mit dem Rostocker Michael Raelert der Doppelweltmeister auf der Mitteldistanz gemeldet. Wegen einer Verletzung konnte er nicht starten, reiste aber an, um den Startschuss zu geben.

Bei den Männern lieferte sich das Trio Ospaly, Josh Amberger und Prochnow ein packendes Spitzenrennen. Der Australier Amberger lag lange vorne, der 36-jährige Tscheche entschied den Wettkampf aber im Laufen. „Ich wusste, dass ich da eine Chance habe, Josh zu schlagen“, so der Sieger über seinen Konkurrenten, der 50 Sekunden hinter ihm ins Ziel kam. Beide kennen sich bestens aus Duellen über die olympische Distanz. Diesmal hatte der Tscheche die „besseren Beine“. Christian Prochnow, der die Qualifikation für Olympia kürzlich nur knapp verpasst hat, passierte bei genau 1 Stunde und 50 Minuten die Ziellinie – eine sehr gute Zeit.

Eine Besonderheit bei der 5150-Serie ist, dass das Fahren im Windschatten verboten ist – Prochnow startete bisher häufig beim Weltcup, wo es erlaubt ist. Zur Strecke sagte er: „Auf dem Tempelhofer Feld fühlt man sich mit dem Rad schon ein bisschen einsam.“ Zudem erschien am frühen Sonntagmorgen das Publikum nicht eben zahlreich. Knapp 400 Leute versammelten sich an der Ziellinie. Sie sahen ein Frauenrennen, das eindeutiger verlief. Radka Vodickova kam zu einem Start-Ziel-Sieg, am Ende war die 27-jährige knapp vier Minuten vor der Zweitplatzierten Katja Konschak aus Nordhausen im Ziel. Dritte wurde Anna-Lena Pohl aus Mainz mit weiteren fünf Minuten Rückstand.

Nach der gelungenen Premiere wird es dem Sportstandort Berlin guttun, nach und nach einen großen Triathlon zu etablieren. Von der Entwicklung der Teilnehmerzahlen ist der Dreikampf weiterhin im Kommen. Bei der Deutschen Triathlon Union (DTU) geht man von 200.000 Aktiven hierzulande aus, über 1.000 Triathlonwettbewerbe gibt es mittlerweile jährlich in Deutschland, in Berlin sind es derzeit etwa zehn. Der nächste City-Triathlon startet am 16. Juni 2013. Dann würde Christian Prochnow nur zu gern nahe seiner Heimat Potsdam als Erster ins Ziel einlaufen. JENS UTHOFF