leserinnenbriefe
:

■ betr.: „Die Zukunft des Autos“, taz vom 17. 9. 09

Die Illusion der Geschwindigkeit

Es geht doch um die Zukunft der Mobilität. Denn nicht nur die Hardware auf Rädern muss anders werden. Das Verhalten der Verkehrsteilnehmer muss sich insgesamt verändern. Der Feind der nachhaltigen Mobilität ist die Illusion der Geschwindigkeit.

In den Städten werden tatsächlich und durchschnittlich unter 30 km/h gefahren (in Berlin 17km/h). Auf der Autobahn selten über 100 km/h. Wozu also massenhaft Rennautos mit mehreren 100 PS anbieten. Verschiedene Anbieter von Elektroautos versuchen krampfhaft ihre rasenden Batterietransporter mit den Vorzügen der herkömmlichen Fossilantriebe zu vergleichen. Dabei wird dummerweise u. a. immer wieder mit der enormen Beschleunigung des E-Antriebs argumentiert. Der Energiebedarf dieser Fahrzeuge ist am Ende der Rechnung nicht geringer, als der von ähnlichen fossilen Fahrzeugen.

Das Problem „Mogelpackung Elektroauto“ bezüglich der Stromart ist glücklicherweise in der öffentlichen Diskussion angekommen. Leider werden die Themen allgemeine Entschleunigung und verkehrsvermeidende Städteplanung überhaupt nicht berücksichtigt.

ARNO PAULUS, Berlin

■ betr.: „Die einfachen Antworten“, taz vom 16. 9. 09

Schwierige Fragen

Wo waren um vier Uhr nachmittags die anderen „couragierten“ Mitbürger, die eingreifen hätten müssen, aus moralischer und strafgesetzlicher Sicht? Wo sind die ausgleichenden, gebildeten Sozialarbeiter, Betreuer für Menschen, die psychosoziale Hilfe benötigen, um eben nicht ihre Frustrationen, Aggressionen derart auszuleben? Bekam der vorab arrestierte Jugendliche geeignete Therapieangebote, um mit seinen aggressiven Trieben, die sich als „bewaffneter Raubüberfall“ auslebten, umgehen zu lernen? Wo finden besuchbare Kurse statt, in denen Kinder, Jugendliche, auch Erwachsene erfahren, wie mit derartigen Situationen kommunikativ und deeskalierend umzugehen ist?

Provokativ: Wie sieht die fiktionale Vorstellung aus, wenn die Täter „Sportschützenzugang“ zu einer Waffe gehabt hätten? HENDRIK FLÖTING, Berlin

■ betr.: Und was ist jetzt die Frage?“, taz vom 16. 9. 09

Sprachlosigkeit

Eine junge Frau stellt im „Tagesschau“-Bericht vom 13. 9. ihre Frage so: „Warum konnte man diesem Mann nicht helfen, also mit vereinten Kräften?“ Wenn noch andere Leute vor Ort sind, müsste nach ihr also eine spontane Solidarisierung mit dem mutig Agierenden stattfinden, das erscheint mir ein wichtiger Punkt zu sein. Die Frage ist dann, warum ein solches Verhalten ausbleibt. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass Anwesende selbst geschockt sind von dem, was sie da sehen.

„Wie konnte es auf Seiten der Täter zu solchen Angst-Gewalt-Karrieren kommen?“ wäre eine weitere schwierig zu beantwortende und auszuhaltende Frage sein. Dies sind natürlich allgemeine und grundsätzliche Gedanken zu dem Geschehenen, gestellt aus der Distanz, ohne dabeigewesen zu sein. Mein Gefühl ist: Sprachlosigkeit. OLAF BRANDTSTAEDTER, Bremen

■ betr.: „Und was ist jetzt die Frage“ u. a.

Enttäuschend unengagiert

Die taz-Berichterstattung über den Münchner S-Bahn-Mord, war – bis auf den beherzten Kurzkommentar – enttäuschend unengagiert und einfallslos. In den Artikeln wurde nicht einmal der Name Dominik Brunner erwähnt, obwohl gerade dieser Mann es nicht verdient, vergessen zu werden. Kein Porträt über ihn, keine Interviews oder Debattenbeiträge über den Preis der Zivilgesellschaft, kein Vorschlag eine der x vorhandenen entsprechenden Stiftungen nach diesem mutigen Mann zu nennen, kein Vorschlag, was jeder in so einer Situation machen könnte, auch wenn man nicht das Zeug zum Helden hat. Nichts schrieb die taz, was auch nur ansatzweise über die Minimalinformationen hinausging. Inzwischen (17. 9.) sind diese News für die taz sogar von gestern. ANITA KUGLER, Berlin