Gemischte Bilanz

Für Afrika war es ein Erfolg, doch für den Klimaschutz ist nur ein weiterer „Dialog“ herausgekommen

AUS GLENEAGLESRALF SOTSCHECK

Das Kommuniqué sei der „definitive Ausdruck unseres Willens, angesichts des Todes zu handeln“, sagte der britische Premierminister Tony Blair gestern Nachmittag zum Abschluss des G-8-Gipfels im schottischen Gleneagles. Er war erst am Donnerstagabend aus London zurückgekehrt, wo er sich über die Folgen der Terroranschläge informiert hatte. Ein Schuldenerlass für die ärmsten Länder war ein Schwerpunkt des Treffens, und so nahmen an den Verhandlungen gestern auch die Regierungschefs von Algerien, Äthiopien, Ghana, Nigeria, Senegal, Südafrika und Tansania sowie Vertreter des IWF, der UNO und der Weltbank teil. Der Gipfel bestätigte den Schuldenerlass für die 18 ärmsten Länder (s. unten).

„Nicht jeder hat bekommen, was er wollte, aber es ist ein Fortschritt“, sagte Blair. Das Ergebnis der Gipfelgespräche über die Klimaveränderungen wurde deshalb erst gestern bekannt gegeben. Viel ist es nicht, denn US-Präsident George Bush war nicht zu Zugeständnissen bereit. „Es hat ja keinen Sinn, zu den Argumenten von Kioto zurückzukehren, wenn die USA das Abkommen nicht ratifizieren“, sagte Blair.

Es sei ihm wichtig gewesen, Bush auf dem Gipfel nicht zu isolieren, fügte er hinzu. Im Kommuniqué heißt es daher, dass man Alternativen zu fossilen Brennstoffen entwickeln müsse. Die Länder, die das Kiotoprotokoll ratifiziert haben, „begrüßen das In-Kraft-Treten und setzen sich dafür ein, dass es ein Erfolg wird“.

Weil man beim Kiotoprotokoll auf der Stelle tritt, regte Tony Blair einen „Dialog“ an. Denn wenn es unmöglich sei, die USA an Bord zu nehmen, könne man auch nicht sicherstellen, dass die Schwellenländer am Klimaschutz teilnehmen. „Wir haben uns auf einen Dialog geeinigt, wie man das Problem angehen und lösen kann“, sagte der britische Regierungsschef. „Darauf kann man stolz sein.“ Blair kündigte eine Klimakonferenz für den 1. November in Großbritannien an.

Bundeskanzler Gerhard Schröder betonte, es sei immerhin positiv, dass Kioto überhaupt erwähnt wurde. „Das war bisher fast unmöglich.“ Der Kanzler sagte aber auch: „Ich gehe hier weg mit gemischten Gefühlen. Aber wir können zufrieden sein, wir haben vieles auf den Weg gebracht und müssen jetzt dafür sorgen, dass es jetzt nicht wieder in den Hintergrund gedrängt wird.“ Der russische Präsident Wladimir Putin, Gastgeber des nächsten G-8-Gipfels, stellte in Aussicht, dass sich auch der Gipfel 2006 mit dem Thema Klimaschutz befassen werde.

Guy Thompson von der Green Alliance bezeichnete die Beschlüsse als „irgendetwas und nichts“. Jennifer Morgan vom WWF sprach von einer „verpassten Gelegenheit“. Sie sagte: „Dank der Regierung der USA, dem größten Umweltverschmutzer der Welt, gibt es wenig Hoffnung für diejenigen, die jetzt schon unter den Klimaveränderungen leiden, besonders in Afrika, die davon am stärksten betroffen sein werden.“