Schach dem Meister

Die Dortmunder Schachtage erleben früh ihre erste Überraschung: Weltmeister Kramnik verliert

DORTMUND taz ■ „Die Leidenschaft des Schachspielens ist eine der unverantwortlichsten der Welt. Es ist die zeitraubendste Beschäftigung, die am wenigsten befriedigende Begierde. Eine unbeschreibliche Wucherung des Lebens. Es zerstört einen Menschen völlig. Wenn du Jemanden vernichten willst, dann nimm keinen Dolch oder ein Bombe, aber lehre ihn Schach, impfe ihn damit und du wirst ihn zerstören.“ Die Worte stammen vom englischen Schriftsteller und Soziologen H.G. Wells, Schöpfer der Romane „Die Zeitmaschine“ und „Der Krieg der Welten“. Ein Mann vom Fach also.

Wladimir Kramnik, amtierender Weltmeister, wird am Wochenende ähnlich gedacht haben. Er unterlag am zweiten Spieltag des Dortmunder Sparkassen Chess Meetings völlig überraschend dem Israeli Emil Sutkowski. Dieser hatte eine einfache Erklärung: „In der Eröffnung brachte ich einen neuen Läuferzug, worauf Kramnik 25 Minuten nachdachte.“ Umsonst, wie sich später herausstellte. Nach dem Auftaktremis gegen seinen Landsmann Peter Swidler muss sich der sechsfache Dortmund-Sieger nun wohl noch ein paar neue Eröffnungen einfallen lassen. Sieben Partien bleiben ihm dazu.

Nach zwei Spieltagen an der Spitze des Klassements befinden sich der zweifache Dortmund-Sieger und Vizeweltmeister Peter Leko (Ungarn), der Engländer Michael Adams und Dortmund-Debütant Peter Heine Nielsen – jeweils ein Sieg und ein Remis. Der 19-jährige Lokalmatador Arkadij Naiditsch aus Dortmund musste sich nach seinem Auftaktsieg gegen Emil Sutkowski dem Bulgaren Weselin Topalow geschlagen geben.

Wer die insgesamt zehn Supergroß- oder Großmeister auf den 33. Dortmunder Schachtagen live miterleben will, hat noch bis zum 17. Juli Zeit dazu. Anzug im Dortmunder Schauspielhaus ist jeweils 15.00 Uhr. Ausnahme: Der kommende Mittwoch. Dann ist Ruhetag. Warum eigentlich? „Kein Schachspieler kann gut schlafen.“ Schon wieder H.G. Wells. HOP

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