Wachwechsel

Cuxhavener Leichtathletikmeeting schmückt sich mit dem neuen deutschen Sprinterstar Tobias Unger

Sinnbildlicher hätten die Veranstalter des Cuxhavener Meetings „EWE Athletics“ den Wachwechsel in der deutschen Leichtathletik kaum darstellen können. Bei der Präsentation der Top-Athleten kam dem exzentrischen Stabhochspringer Tim Lobinger die Ehre zuteil, sich als Erster in einem Cabrio über die Laufbahn der Sportanlage kutschieren zu lassen.

Im Wagen dahinter saß Tobias Unger, der komplette Gegenentwurf zu dem 32 Jahre alten Lobinger, der mit seinem forschen, bisweilen unbedachten Auftreten seit jeher das Publikum in zwei Lager teilt.

Lobingers beste Zeiten scheinen vorüber zu sein. Der sechs Jahre jüngere Unger, auf Grund seiner Zurückhaltung eigentlich eher ein Antiheld, verkörpert die Zukunft einer Sportart, der die deutschen Siegertypen abhanden gekommen sind. Wenn am 6. August in Helsinki die Weltmeisterschaft beginnt, wird eines mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausbleiben: eine Medaillenflut.

Dass Unger in Cuxhaven über 100 Meter nur eine mäßige Zeit von 10:43 Sekunden hinlegte und Hürdensprinter Thomas Blaschek für das sportliche Glanzstück sorgte, stellte für den einzigen hellhäutigen Sprinter im Olympia-Finale über 200 Meter kein Problem dar. „Ich bin zuletzt einige Rennen gelaufen, hatte viele Termine – so gesehen ist meine Zeit noch ganz okay“, sagte Unger.

Wie immer er da auch abschneiden mag, lange feiern lassen wird er sich nicht. „Ich genieße es natürlich, wenn mir die Leute zujubeln, aber Ehrenrunden sind nicht so meine Art. Da drängt man sich zu sehr in den Mittelpunkt.“Christian Görtzen