Langer Leidensweg

Hamburger Studie: Am häufigsten werden Frauen Opfer von Gewalt. Meistens schlagen die eigenen Partner zu

Rund zwei Drittel der Opfer von Gewalt sind Frauen. Am häufigsten sind ihre Männer oder Ex-Partner die Täter. Das ist das Ergebnis der jüngsten Studie der Hamburger Rechtsmedizinischen Untersuchungsstelle für die Opfer von Gewalt. Partnerschaftsgewalt mit und ohne sexuellen Hintergrund liege auf Platz eins der Gewalttaten, sagt die Rechtsmedizinerin und Autorin der Studie, Dragana Seifert.

Von den 1.000 untersuchten Patienten sei ein Drittel von „Partnerschaftsgewalt“ betroffen, fast nur Frauen. Häufigster Tatort: die eigenen vier Wände. 15 Prozent der Attacken seien lebensgefährlich. Oft erstreckten sie sich über lange Zeit und steigerten sich. „Wenn die Frauen zu uns kommen, haben sie oft einen ziemlichen Leidensweg hinter sich“, so die Ärztin. Viele würden die Gewalt verharmlosen oder verheimlichen. Das gehe quer durch alle Schichten.

Dass Gewalt in der Partnerschaft ein Tabu-Thema ist, zeigt sich auch in der Studie des Hamburger Kompetenzzentrums. Von rund 1.000 dort untersuchten Patienten waren nur 76 bereit, an einer zusätzlichen Befragung teilzunehmen. Der Weg ins Kompetenzzentrum, das „Sich-Outen“ als Gewaltopfer, sei für viele der erste Schritt, um aus dem Teufelskreis auszubrechen, berichtet Juristin Barbara Franke. Die dortigen Ärzte bieten ein gerichtsverwertbares Gutachten an. Außerdem ist eine so genannte Wegweisung des Täters durch das Gewaltschutzgesetz möglich. Ein solches Wohnungsverbot für zehn Tage sprach die Hamburger Polizei allein 2004 in 871 Fällen aus. dpa/taz