„Die Stadt muss entscheiden“

GESPRÄCH Bausenator Joachim Lohse (Grüne) diskutiert mit dem Bündnis gegen Wohnungsnot

■ 48, ist seit sieben Jahren Landespfarrer der Br. Evangelischen Kirche und Geschäftsführer des Diakonischen Werkes.

taz: Herr Schmidt, was erwarten Sie von Bausenator Lohse?

Michael Schmidt: Eine Perspektive, wie das Problem der Wohnungsnot in Bremen gelöst werden kann. Wir brauchen einen Aktionsplan. Bei neuen Wohngebieten etwa könnte ein Prozentsatz als Sozialwohnungen ausgeschrieben werden. Oder der Einfluss auf die Gewoba könnte genutzt werden.

Die Gewoba sagt, sie müsse Rendite machen.

Die Stadt muss sich entscheiden, ob sie ein Interesse an der Rendite hat oder sie, wie es in der Landesverfassung steht, das Recht aller Bürger auf angemessenen Wohnraum umsetzen will.

Ihr Bündnis gegen Wohnungsnot vereint Wohnungslose, unzufriedene Mieter und Studenten. Ist das nicht ein bisschen beliebig?

Wir beobachten einen Verdrängungswettbewerb: Die, mit ein bisschen Geld verdrängen die mit noch weniger. Die gegenseitige Konkurrenz wollten wir nicht weiterführen. Wir brauchen abgestimmte Lösungen für guten Wohnraum.

Aber verglichen mit Hamburg etwa sieht es doch hier noch gut aus.

Was sagt das aus?

Nun, ist die Wohnungsnot in Bremen nicht vor allem ein Problem in der Stadtmitte, im Viertel – dort, wo alle Leute hip aber günstig wohnen wollen? In den Randbezirken findet man doch immer noch was.

Auch in Osterholz-Tenever gibt es keinen Leerstand mehr. Höchstens die ein oder andere Immobilie, die für kurzfristige Rendite von Heuschrecken verwertet wird. Nein, es ist ein gesamtstädtisches Problem. Der alleinerziehenden Mutter nützt es nichts, wenn am anderen Ende der Stadt noch eine Wohnung frei ist. In Blumenthal findet sie keinen Job, in der Innenstadt keine Wohnung. Interview: JPB

Offenes Gespräch mit Senator Joachim Lohse und Karl Bronke, Abteilungsleiter aus der Sozialbehörde. 18 Uhr, Lieb-Frauen-Kirche