Ärzte warnen vor Seuchengefahr in Flutgebieten

In den Orten, in denen Praxen zerstört wurden, fehlten auch Medikamente

Die deutschen Amtsärzte beklagen eine mangelhafte medizinische Grundversorgung in den Hochwasserregionen. Die Gesundheit der Bevölkerung in den Katastrophengebieten sei „massiv bedroht, weil die Infrastruktur nicht funktioniert“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Situation sei „nach wie vor erschreckend“, erklärte Teichert. In den Orten, in denen Krankenhäuser und Arztpraxen von den Wassermassen zerstört wurden, müssten viele Menschen ohne dringend benötigte Medikamente auskommen. Zum Teil herrsche Seuchengefahr.

Eine zentrale Aufgabe sei es jetzt, mobile Arzteinheiten zu organisieren und in die Ortschaften zu bringen, forderte die Medizinerin, die bis 2012 das Gesundheitsamt im flutbetroffenen Landkreis Ahrweiler leitete. Zwar gebe es etwa in Ahrweiler ein provisorisches Zelt für die medizinische Versorgung, Menschen aus anderen betroffenen Dörfern gelangten aber nicht dorthin. „Daher gibt es jetzt ehrenamtliche Initiativen von Ärzten und Pflegekräften, die mit Rucksäcken von Haus zu Haus gehen“, sagte Teichert.

Als Konsequenz aus der Flutkatastrophe forderte die Verbandschefin Verbesserungen im Krisenmanagement. „Wir müssen uns für die Zukunft besser überlegen, wie die Gesundheitsversorgung der Menschen nach Katastrophen aufrechtzuerhalten ist“, sagte Teichert. Derzeit spiele die Gesundheitsversorgung beim Katastrophenschutz eher eine untergeordnete Rolle, kritisierte sie.

Derweil lässt der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) das Wasser von zwei Talsperren in der Eifel auf mögliche Rückstände prüfen. Die Proben aus der Rurtal- und der Urfttalsperre würden auf Spuren von Benzin, Heizöl und Metallen untersucht, sagte der Sprecher des Verbands, Marcus Seiler. Ergebnisse lägen noch nicht vor. Im Einzugsbereich der Flüsse, die sowohl die Urfttalsperre als auch die Rurtalsperre in der Eifel speisen, haben während des Hochwassers Heizöltanks sowie Tankstellen unter Wasser gestanden.

Die Rurtalsperre ist der Füllmenge nach die zweitgrößte Talsperre in Deutschland mit 202,6 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen. Sie liegt westlich von Euskirchen. Ein Bereich des Talsperrenverbunds ist Teil der Trinkwasserversorgung für 600.000 Menschen in Aachen und den umliegenden Städten. Der Sprecher sagte, eine Folge der Überschwemmung sei Treibgut auf der Wasseroberfläche. (epd, dpa)