Innovation bei VW: die „gläserne Kasse“

Neuer Betriebsrat kündigt an, den umstrittenen Pauschaletat für Spesen ersatzlos zu streichen. Dem Konzern soll daraus ein Schaden im sechsstelligen Bereich entstanden sein. Gewerkschaften wollen Nachfolger für Peter Hartz vorschlagen

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

VW sucht nach einem Nachfolger für Personalvorstand Peter Hartz. Offiziell wird der Aufsichtsrat zwar erst morgen beraten, ob man das Angebot des 63-Jährigen annehmen will, sein Amt zu verlassen. IG-Metall-Chef und VW-Aufsichtsrat Jürgen Peters kündigte aber bereits am Wochenende an, bei der Hartz-Nachfolge „schnell zu einer Lösung“ kommen zu wollen. Zugleich forderte Peters, dass die Gewerkschaften den neuen VW-Personalvorstand vorschlagen dürfen – schließlich sei dies auch in anderen Großunternehmen üblich.

Für den neuen Personalchef wird es nicht leicht: VW-Markenchef Wolfgang Bernhard will das Unternehmensergebnis gleich um sieben Milliarden Euro jährlich verbessern. Fünf Milliarden Euro sollen durch Kürzungen hereinkommen. Allerdings sagte Bernhard, dass er „ohne betriebsbedingte Kündigungen“ auskommen wolle.

Gleichzeitig bemühte sich die IG Metall, den Imageschaden durch die Affäre Volkert zu begrenzen. Der VW-Gesamtbetriebsrat war zurückgetreten, weil er an einer dubiosen Firma beteiligt gewesen sein soll, die eine VW-Autostadt in Prag bauen wollte. Zudem sollen sich diverse Betriebsräte auf ihren Dienstreisen auf Firmenkosten mit Prostituierten getroffen haben. Dies dementierte VW-Chef Pischetsrieder zwar energisch. Allerdings sei zur Zeit nicht auszuschließen, dass Reisespesen nicht ordnungsgemäß abgerechnet worden seien. „Wir haben eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, dies genau zu durchleuchten.“ Pischetsrieder sprach von einem Schaden im sechsstelligen Bereich, der dem Unternehmen entstanden sei.

Volkerts Nachfolger Bernd Osterloh sprach sich nun für ein „Prinzip der gläsernen Kasse“ aus. Der Gesamtbetriebsrat habe ein Budget wie jede andere Abteilung. „Den Pauschaletat für Spesen, über den Herr Volkert angeblich verfügte, kannte ich nicht.“ Da er ihn nicht brauche, „wird es bei mir so etwas auch nicht geben“.

Vehement äußerte sich auch DaimlerChrysler-Betriebsratschef Erich Klemm: Sein Betriebsrat würde „jede einzelne Rechnung“ gegenzeichnen und kontrollieren lassen. „Bei VW ist jetzt immer von Eigenbelegen die Rede – ich weiß gar nicht, was das ist.“

Die VW-Affäre hatte mit der Vermutung begonnen, dass der ehemalige Skoda-Manager Helmuth Schuster Schmiergelder kassiert haben soll. Auch hier wurden inzwischen weitere Details bekannt. So will die Regierung des indischen Bundestaats Andrah Pradesch zwei Millionen Euro an eine Firma gezahlt haben, die ihr von Schuster genannt wurde. VW-Chef Bernd Pischetsrieder hat das indische Bauprojekt mittlerweile gestoppt.