berliner szenen
: Dunkel war‘s, der Mond schien helle

Wir kamen heil aus der Waldeseinsamkeit zurück und fanden sogar einen passablen Parkplatz. Das Kind half beim Hochschleppen, und alles war gut. Dann kam die Schlafenszeit.

Ein Partymob nach dem anderen strömte durch die nächtliche stille Straße, die nichts bietet, keinen Imbiss, keinen Späti, keine Bar. Nach der langen entbehrungsreichen Zeit scheint die Ausgelassenheit ungebremster denn je, und jede Umgebung bietet da bloß die Kulisse für das Abfeiern im Berliner Sommer. Und doch gab es ganz bestimmt in jedem dieser Pulks d:en einen oder d:ie andere, d:er oder d:ie von der sozialen Interaktion nicht so in Beschlag genommen war, dass s:ie oder e:r nicht mit einem Quäntchen Außenwahrnehmung wohlwollend die Stille der dunklen Straße bemerkte. Auch sollte man mal die enervierenden Geräusche der elektronischen Fun-Fahrzeuge näher in Augenschein nehmen.

Irgendwann kehrte Ruhe ein. Es verging aber nicht viel Zeit, bis der erste der Elenden aus dem Park sein Unglück in den frühen Tag schrie, mit dem Sound der Hölle auf Erden.

Ja, schönen guten Morgen, da werden wir wohl ein paar Kaffee reinschütten.

Der HNO-Arzt im Ärztehaus am Kottbusser Tor ist nett und beliebt. Nach längerer Wartezeit ist nur noch ein angespanntes und ernstes kleines Mädchen, die mit übergroßer Gewissenhaftigkeit ihre noch kleinere ausgelassene Schwester in Schach zu halten versucht, vor mir dran. Durch die verschiedenen Behandlungsräume hindurch macht der Arzt liebevoll und bestärkend Hörtests mit ihr. Immer leiser werdend sagt er ihr Wörter und Zahlen vor, die sie nachsprechen soll. Dann muss sie noch in die Tonkabine, und ich bin dran. Er nimmt ein silbernes Instrument vom Tablett und schaut damit in mein Ohr. Katrin Schings