Flucht aus dem Ghetto

Vortrag des ukrainischen Historikers Boris Zabarko

Es ist schwer genau zu sagen, wie viele ukrainische Juden von den Nazis und ihren einheimischen Verbündeten ermordet wurden: Anders als in Westeuropa wurden die Opfer nicht in Vernichtungslager deportiert, sondern dort erschossen, wo sie lebten. An insgesamt 600 Orten mordeten SS und Wehrmacht, 30.000 Juden wurden allein 1941 in Babij Jar bei Kiew erschossen. Ghettos errichtete man zudem in 70 ukrainischen Städten.

Der Historiker Boris Zabarko hat das Ghetto Shargorod als Kind überlebt und später Zeitzeugenberichte gesammelt, die 2004 unter dem Titel „Nur wir haben überlebt“ erschienen. Die meisten der darin befragten Menschen haben als Jugendliche die Ermordung von Familienangehörigen erlebt. Ihr eigenes Überleben verdanken sie meist der Hilfe von Nichtjuden.

Zabarko, Präsident der ukrainischen Vereinigung jüdischer ehemaliger Häftlinge der Ghettos und nationalsozialistischen KZ, ist auf Initiative der Gedenkstätte Neuengamme heute in der Talmud-Tora-Schule zu Gast. Er wird über seine Arbeit mit Zeitzeugen, aber auch über die ukrainische Aufarbeitung dieser Jahre berichten. Dabei wird er auch nationalistische und antisemitische Anfeindungen nicht verschweigen, denen seine Vereinigung ausgesetzt ist. PS

19 Uhr, Talmud-Tora-Schule, Grindelhof 30