Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am heutigen Montag wird der bekannte Schauspieler und Linksaktivist Rolf Becker im Schnarup-Thumby nichts weniger tun als das „Kommunistische Manifest“ vorlesen, und zwar in Gänze. Und obschon das alles etwas muffig, weil arg identitär ist (nicht die Thesen, wohl aber die Art der Darbietung), sei die Lesung empfohlen – weil Marx und Engels ja auch die Herzen wärmen. Doch der eigentliche Demo- und Präsenztag für Linke ist in dieser Woche der Samstag. An dem wird zum einen ab 12 Uhr vor dem Roten Rathaus gegen christliche FundamentalistInnen und sogenannte Lebensschützer eine Kundgebung stattfinden, denn diese Gruppe will mit einem Schweigemarsch unter dem Titel „1.000 Kreuze für das Leben“ das Verbot und die Bestrafung von Abtreibungen durchsetzen. Lieber soll die Mutter ihr Leben aufgeben, als dass ein Fötus nicht geboren werde, so das Motto dieser Damen und Herren, die das Recht auf ein gutes Leben eh nicht in der Bibel belegt finden, sondern zurück zur Frondienstwelt des Mittelalters wollen. Dagegen aufzustehen ist mehr als notwendig, nicht nur für Feministinnen. Am frühen Nachmittag wird vor der NPD-Zentrale in Köpenick gegen mögliche Wahlerfolge der NPD bei der Wahl und selbstverständlich auch ganz allgemein gegen die NPD und ihre Idee von der „Volksgemeinschaft“ protestiert. Es gibt Spaß und Bands, aber auch handfeste Informationen. Ein großes Polizeiaufgebot ist offenkundig auch fest gebucht. Später schließlich kann, wer mag, auch nur das Stattfinden von linker Geschichte feiern, denn der Mehringhof, der in dieser Kolumne des Öfteren als Veranstaltungsort genannt wird, feiert seinen 30. Geburtstag an diesem Samstag, es gibt Info und Diskussionsrunden zuhauf, aber auch Würstchen und Musike. Kann man ja auch nach den Kundgebungen hingehen.

■ Manifest: Schnarup-Thumby, Schwarnweberstr. 38, Mo, 19 Uhr

■ Kundgebung: Neptunbrunnen Rotes Rathaus, Sa, 12 Uhr

■ Anti-NPD-Protest: Seelenbinderstr. 42, Sa, 14 Uhr

■ Mehringhof feiert 30.: Gneisenaustr. 2a, Sa, ab 14 Uhr