Ein guter Tag für die freie Kulturszene

Kulturdeputation entscheidet heute über die Projekte aus der Kulturhauptstadtbewerbung: Grünes Licht für alle mit Prioritätsvermerk. Weiteres (Fern-) Ziel: Schärfere Trennung zwischen Projekt- und institutioneller Förderung

Bremen taz ■ Glaubt man den Protagonisten der Bremer Kulturpolitik, so ist heute ein guter Tag für die Kulturszene. Zumindest die freie. Denn mit den heutigen Beschlüssen der Kulturdeputation über die zweite Tranche des Kulturinvestitionsfonds und die Vergabe der Wettmittel soll „Vertrauensschutz“ aufgebaut werden, so Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin der SPD.

In diesem Sinn sollen die Mittel für alle „anhängigen Projekte mit dringendem Finanzierungsbedarf und positivem Votum des Vergabeausschusses mit Vormerkung“ bewilligt werden. Dazu gehören als größere Projekte unter anderem das Virtuelle Literaturhaus, zwei Vorhaben der Schwankhalle, ein Forschungsvorhaben des Überseemuseums sowie ein Opernprojekt des Bremer Theaters. Weitere Empfänger sind das MOKS Kinder- und Jugendtheater, das Künstlerhaus wie auch das Filmprojekt Blaumeier. Für die Projekte ohne erste Priorität droht allerdings das Aus.

Folgt die Deputation dem Beschlussvorschlag, so werden heute rund 870.000 Euro vergeben. Damit blieben, abzüglich der 730.000 Euro, die bereits der Kammerphilharmonie zugesagt wurden, rund 2,6 Millionen Euro von der zweiten Tranche des Kulturhauptstadtfonds übrig. Deren Verwendung ist völlig offen: Laut Beschlussvorlage sollen sie recht allgemein zu „Umstrukturierungsmaßnahmen im Kulturbereich“ eingesetzt werden.

Zweiter wesentlicher Punkt auf der Tagesordnung wird die Vergabe der Wettmittel sein. Laut Vorlage wird über rund 645.000 Euro entschieden, rund 500.000 Euro wurden bereits im Mai vergeben. Ziel bei den Entscheidungen sei es, so Kultursprecher Helge Rehders, „klarer zwischen institutioneller und Projektförderung zu trennen“. Langfristig solle die Projektförderung im Vordergrund stehen. Der Weg dorthin müsse jedoch „sehr vorsichtig“ beschritten werden.

Laut Vorlage wird zumindest beim Literaturkontor, der Kulturwerkstatt Westend und der Geschichtswerkstatt Brodelpott mittelfristig auf institutionelle Förderung gesetzt. Beim Lagerhaus dagegen wird die Kürzung der institutionellen Förderung nun mit Projektmitteln korrigiert. Auch in anderen Bereichen scheint noch das Prinzip eines Verschiebebahnhofs zwischen den beiden Fördersystem gültig: Dem Antrag der alten Musik soll mit 25.000 Euro nur zur Hälfte stattgegeben werden und das Bremer Theater erhält 50.000 statt 100.000 Euro für seine Projekt- und Veranstaltungsförderung. Grund dafür sind dem Vernehmen nach Zusagen im institutionellen Bereich.

Dennoch macht man sich im Kulturbereich Hoffnung auf bessere Finanzausstattung: Seitdem für die Kulturhauptstadtbewerbung auch AIP-Mittel eingeplant worden waren, mehren sich die Stimmen, die diese Mittel auch für den Kulturbereich fordern: Getreu dem Motto, dass sie der gesamten Stadt nutzen. grä