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: Keine Herrenjahre

„Lehrjahre beim Feind“, ARD, 23.00 Uhr

Es sind schon seltsame Reisende, diese drei ergrauten Herren aus Mannheim in Deutschland. Die ehemaligen Hitlerjungen Helmut Graf, Karl-Heinz Mehler und Kurt Rockenfeller aber suchen in diesem idyllischen Winkel Frankreichs keine Erholung, sondern nach Zeugnissen einer gemeinsamen Vergangenheit, in Ruinen, Teichen, Gehöften oder auch nur dem sanften Schwung eines Bergrückens in der Ferne.

Denn hier, zwischen den wogenden Feldern und verschlafenen Dörfern der Corrèze, haben sie einen wesentlichen Teil ihrer Jugend verlebt. Als künftiges Herrenvolk sollten sie über Europa herrschen, als Knechte schufteten sie von 1944 bis 1946 bei einheimischen Bauern, deren Launen sie ebenso ungeschützt ausgeliefert waren wie den Härten des Landlebens.

Mit behutsamen, fast poetischen Bildern dokumentieren Ulla und Winfried Lachauer diese Zeitreise in die Vergangenheit. Und so schauen wir der deutsch-französischen Freundschaft beim Schwimmen im Weiher zu, beim gemeinsamen Abendessen, wobei der Blick sich immer aufs Detail konzentriert, wenn er mal nicht in der Landschaft schwelgt. Weitgehend wohl haben sie sich hier gefühlt, die kleinen „boches“.

Nur die brutalen Prügel durch die Dorfbewohner, die habe er „nie verstanden“, meint der Deutsche, „seit 60 Jahren nicht“. Sein französischer Freund führt ihn daraufhin an eine Stelle im Wald, wo die SS mehr als 30 Jungs aus dem Dorf hingerichtet hatte, worüber er 60 Jahre lang nicht sprechen konnte, schon gar nicht zu Deutschen, der Grund für den Hass.

Heute ist Freundschaft, wo früher nicht etwa „Erbfeindschaft“, sondern einfach Unkenntnis war. Das ist die Lehre dieser Hitlerjungen, das unerwartete Rendezvous mit der Menschlichkeit. Zwar ist ein forsches „Wo ist mein Hof?“ nicht unbedingt eine Frage, mit der ein ehemaliger Kriegsgefangener der Bäuerin auf dem Feld entgegentreten sollte. Aber Hitlers grausamer Satz, sie würden „nicht mehr frei ihr ganzes Leben“, der wird hier nebenbei ganz entspannt widerlegt –vielleicht ein wenig zu entspannt, zu pastoral, aber wahrscheinlich muss sich eine „Sommernachts-Doku“ der ARD genau so anfühlen. Am 6. September läuft die Reihe aus – dann kommt Sandra Maischberger aus dem Urlaub zurück. FRA