Zivilpolizist sollte beim Bau des Molotowcocktails helfen

1. MAI An diesem Montag beginnt der zweite Prozess wegen Molotowcocktail-Würfen. Angeklagt sind zwei 19-Jährige. Der Vorwurf: versuchter Mord

An diesem Montag beginnt vor dem Landgericht der zweite Prozess wegen Molotowcocktail-Würfen am 1. Mai. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden 19-Jährigen Benjamin W. und René L. versuchten Mord und Verstoß gegen das Waffengesetz vor. Sollten die beiden Angeklagten nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft. Beide sind bisher nicht vorbestraft.

Die Angeklagten sollen sich in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai um 0.30 Uhr in der Kreuzberger Adalbertstraße befunden haben. Laut Staatsanwaltschaft soll René L. dann aus dem Rucksack von Benjamin W. einen Molotowcocktail geholt, ihn angezündet und in Richtung Polizisten geschleudert haben. Der Brandsatz zerschellte einen halben Meter vor den Beamten, ging aber nicht im Flammen auf, da der brennende Lappen bereits im Flug aus der Flasche gerutscht sein soll. Anschließend sollen die Angeklagten in einem Hinterhof an der Adalbertstraße versucht haben, weitere Molotowcocktails zu basteln – und dabei ausgerechnet einen Zivilpolizisten um Hilfe gebeten haben. Kurz darauf wurden beide festgenommen. Seither sitzen sie in U-Haft.

Für den Prozess sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird bereits Mitte Oktober erwartet. Die Anklage stützt sich allein auf Aussagen von Polizisten – Fotos oder Videos der Tat sollen nicht existieren. Die Anwälte der Angeklagten wollten sich vor Prozessbeginn nicht äußern.

In einem zweiten Prozess wird seit Anfang September gegen einen 17- und einen 19-Jährigen verhandelt, die am 1. Mai ebenfalls einen Molotowcocktail geworfen haben sollen. Auch hier lautet die Anklage auf versuchten Mord. Der Brandsatz hatte Polizisten verfehlt, Teile der brennbaren Flüssigkeit verletzten aber eine junge Frau am Rücken schwer. Die Schüler bestreiten die Tat. Die Verteidigung geht von einer Verwechslung aus und verweist darauf, dass die Aussagen der Beamten widersprüchlich seien. Ihre Mandanten seien zu unrecht angeklagt, sie seien am 1. Mai nur als Schaulustige in Kreuzberg gewesen. Der Prozess ist bis Ende Oktober angesetzt.

Bereits am 6. Oktober beginnt ein weiterer brisanter 1.-Mai-Prozess: Angeklagt ist dann ein Bundespolizist, der in Kreuzberg drei Steine auf Kollegen geworfen haben soll. Der 24-jährige Hesse ist seitdem vom Dienst suspendiert. KONRAD LITSCHKO