Der Google-Gegner

Den Record-Knopf gedrückt, ein kaum hörbares Rattern setzt ein und die Spule gerät in Bewegung – das Aufnehmen von Musik auf einer Kassette birgt etwas Eigentümliches, Rohes, das nicht selten im Bandsalat ein jähes Ende findet.

Die Geschichte von Philip Matesanz, 21, aus Wrelingen in der Wedemark (Region Hannover), ist eine Analogie, mitten im digitalen Zeitalter: Sein Internetdienst ermöglicht es Nutzern, Tonspuren aus den Videos von Youtube – einem Tochterunternehmen von Google – zu extrahieren, wodurch sie dann als Musik-Datei auf den privaten Computern der Benutzer landen. Eine Art „Kassette 2.0“ also.

Doch nun forderte das amerikanische Milliarden-Unternehmen Google Matesanz in einer E-Mail auf, seinen Dienst unverzüglich einzustellen. „Andere Dienste haben genau die gleiche Mail erhalten, nur der Name war ausgetauscht. Irgendwie sieht alles nach einer großen Massenabmahnungs-Show aus“, sagt er und ließ sich ein kostspieliges Rechtsgutachten anfertigen. Das legt sein Handeln mit dem Verweis auf das Recht zur Privatkopie und § 95a UrhG als gesetzeskonform aus.

Mehrmals versuchte Matesanz mit Google Kontakt aufzunehmen, aber auf großes Interesse stieß er dort nicht. „Nein, mit genau Ihnen will er nicht sprechen“, ließ ihm der deutsche Chef-Jurist von Google über seine Empfangsdame mitteilen. „Was da passiert, ist fast schon ein wenig kindisch. Ihr Image scheint ihnen wichtig zu sein, aber für Google könnte diese Sache durchaus peinlich enden“, vermutet Matesanz.

Die Idee für seinen Dienst hatte der Informatik-Student im Jahr 2009, als er seinen „Ein-Mann-Schuppen“ PMD Technologie UG gründete. Damals habe er aber nicht im Traum daran gedacht, sich als David einem unternehmerischen Goliath gegenüber zu sehen.

Musik hört Matesanz fast nur noch digital, sein Geld gibt er lieber für Konzerte statt Platten aus. Immerhin kann so kein Bandsalat entstehen. ARS