wortwechsel: Zwischen Solidarität, Fakten und Moral
Die Bundesregierung setzt beim Impfen auf Freiwilligkeit. Sich impfen zu lassen ist eine persönliche Entscheidung, die moralische Forderung der Gesellschaft bleibt
Delta-Mutante
„Wettlauf gegen die 4. Welle“,
taz vom 9. 7. 21
Menschen, die gegen die Vorgängermutation geimpft sind, werden im Herbst mit der Delta-Mutante eine böse Überraschung erleben. Denn die impfgenerierten Antikörper wirken nicht nur nicht gegen das Deltavirus, sondern kämpfen mit dem Virus Seite an Seite gegen den Geimpftenkörper (Autoimmunreaktion). Das erklärt auch, warum die Geimpften erst bei einer massiven Deltainzidenz in spätestens 4 Wochen zu schwerem Schaden kommen werden. Vielleicht hat Luc Montagne recht mit seinen schlimmen Befürchtungen. Nicht umsonst hieß es bei den Grippeschutzimpfungen immer, rechtzeitig impfen, bevor das Virus da ist. Impfen mitten in der Pandemie wird scheitern. Medien, schmeißt euch an das Thema ran.
Hans Peter Stolz, Bad Hönningen
Legendenbildung
„Lügen und lächeln“, taz vom 13. 7. 21
Ob sich Herr Laschet, was die Überschrift dieses Artikels betrifft, mit dem Ludwig Erhard „Virus“ angesteckt hat? Ich lese gerade das Buch von Ulrike Herrmann: „Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind. Sehr empfehlenswert. Beugt weiteren bescheuerten Legendenbildungen vor.
Maria Triesethau, Brensbach
Impfkampagne
„Wettlauf gegen die 4. Welle“,
taz vom 9. 7. 21
Warum „meine“ taz beim Thema Covid-19 und den Impfungen dermaßen unkritisch die offizielle Erzählung, wie alle anderen Medien auch, wiedergibt, ist mir ein Rätsel. Leider bleiben kritischen Lesern daher nur eher dubiose Quellen zur Information. Dabei gibt es doch mehr als genug unzweifelhafte Fakten, über die zu berichten es sich lohnen würde. Die Impfstoffe verfügen nach wie vor nur über eine Notzulassung, weder Sicherheit noch Wirksamkeit sind bewiesen; die Wirkweise der Impfstoffe (= innerhalb der Gefäße im Blutkreislauf) lässt doch vermuten, dass die Infektion Geimpfter nicht ausbleiben wird, der Inzidenzwert würde damit auch mit Impfungen hoch bleiben. Warum werden nicht Zahlen von an Covid-19 Verstorbenen erhoben? Warum werden alle positiv getesteten Personen als Coronafälle registriert, wenn doch die WHO eine Erkrankung nur mit Test und Symptomen definiert hat; Fragen über Fragen, für die es sich zu recherchieren und zu informieren lohnen würde.
Dieter Schweier, Bad Wörishofen
Auf Fakten beharren
„Lügen und lächeln“, taz vom 13. 7. 21
Als interessierter, engagierter Bürger konnte ich nach dem Sommerinterview nur feststellen: zu zahm gefragt.
Dass ich lächelnd belogen wurde, ist mir nicht gekommen. Daher Dank für die Fakten im Kommentar. Auf Fakten zu beharren, klar und hart in der Sache, darf nicht Wunsch bleiben, sondern muss praktizierte Wirklichkeit sein.
Klaus Warzecha, Wiesbaden
Grüne und 60+
„Und jetzt?“, taz vom 12. 7. 21
Im Artikel steht, dass die Grünen jetzt verstärkt die Generation 60+ ansprechen wollen. Das nennt man Chuzpe. Wer hat denn die Grünen gegründet/groß gemacht? Wer hat mit zahlreichen Protesten die Rauchgasentschwefelung durchgesetzt? Wer hat sich ebenfalls durch zahlreiche Proteste und Initiativen für den Frieden eingesetzt? Letzteres scheint aber bei den heutigen Grünen keine Priorität mehr zu haben, ganz im Gegenteil. Der eine Grüne lässt sich mit Stahlhelm an der ukrainischen Front ablichten, die andere plädiert permanent für eine härtere Gangart gegenüber Russland. Zusammen mit Özdemir ist man für Mehrausgaben für die Bundeswehr, allenthalben blitzt Gedankengut aus transatlantischen Thinktanks auf. Und immer wieder meldet sich der Alt-Grüne aus den USA und gibt seine Meinung zum Besten, die dann einen alten Pazifisten wie mich schaudern lässt. Sigmund Gassner, Erlangen
Ziviler Ungehorsam
„Wir brauchen dosierte Aggressivität“,
taz vom 10. 7. 21
Den Text von Johannes Becker habe ich als Mutmachversuch verstanden: Mehr politische Aktion und ziviler Ungehorsam sind notwendig. Ich stimme ihm zu und möchte auf den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Diskurs und Aktionen zivilen Ungehorsams hinweisen. Die Gefährdung des Lebens durch Klimawandel und Artenschutz ist in unser aller Bewusstsein. Aktionen dazu finden mediale Aufmerksamkeit. Das ist gut. Die Gefährdung durch die Atombombe jedoch übersehen wir leicht. Der zivile Ungehorsam, der in Büchel seit Jahren praktiziert wird, und der in zahlreichen Prozessen die Gerichte beschäftigt, wird in den großen Medien übergangen. Wenn aber in den Medien nicht über die Gefahren der Modernisierung dieser Waffen oder eines versehentlichen Atomwaffeneinsatzes berichtet wird, nimmt auch niemand die Aktionen dagegen wahr. Kurz gesagt: Es braucht beides, den öffentlichen Diskurs und den zivilen Ungehorsam. Zu allen Themen, die das Leben bedrohen.
Lies Welker, Mainz
Kritische Menge
„Es wird keine Impfpflicht geben“,
taz vom 13. 7. 21
Symptomatisch für die Pandemie scheint, dass geeignete Maßnahmen zur richtigen Zeit verschlafen werden. Hier tut das wahlkampfbedingte Hadern sein Übriges. Wenn jetzt keine kritische Menge Geimpfter erreicht werden kann, stehen wir im Herbst (wieder) vor dem Scherbenhaufen einer erneuten Welle mit schlimmen Auswirkungen, die hätte verhindert werden können. Jede(r), die oder der sich jetzt nicht impfen lässt, obwohl aus gesundheitlichen Gründen nichts dagegen spricht, lädt die Konsequenzen auf dem Rücken unserer Kinder ab und ist mitverantwortlich für weitere und fortgeführte Grundrechtseinschränkungen.
Sabrina Neugebauer, Hamburg
Impfgegner
„Unsolidarisch und zynisch“,
taz vom 4. 7. 21
Die „höchst persönliche Entscheidung“ gegen ein Impfung respektiere ich – und dennoch ist dies unsolidarisch, sobald Ungeimpfte als potenzielle Überträger die Gesundheit von anderen gefährden oder die Freiheit von anderen massiv einschränken (zum Beispiel Kinder und Jugendliche, die wegen wieder steigender Infektionszahlen erneut in die häusliche Isolation getrieben würden). Wer als Eremit leben möchte, muss sich ja nicht impfen lassen – wer am gesellschaftlichen Leben teilhaben will, braucht die Impfung. Punkt. Michael Schröder, Hohberg
Moral und Solidarität
„Looking for freedom“, taz vom 14. 7. 21
Mit Anwendung von gesellschaftlichem Moralismus lehnen sich viele von uns derzeit recht weit aus dem Fenster. Die Solidarität in einer Gesellschaft gewiss ein überaus hohes, immaterielles Vermögensgut, es geht um unser aller Gesundheit. Das bedeutet freilich, dass dem Menschen immanent nichts näher ist als die eigene geistige, seelische und körperliche Gesundheit inklusive der gedanklichen Auseinandersetzung mit ebendieser. Ich bin weder strikter Impfgegner noch Impfbefürworter, weil über diese tiefgreifende Entscheidung in die „persönliche Verfassung“ nur jeder Mensch höchstselbst nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden muss. Eine allgemeine Impfpflicht halte ich verfassungsrechtlich nicht für gerechtfertigt. Die somit „verbleibende“ Forderung nach Moral und Solidarität, nach der gerecht(er)en Gewichtung von Sicherheit und Freiheit vermittelt mir einen Beigeschmack zur derzeitigen Impfdebatte. Matthias Bartsch, Lichtenau
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