wortwechsel
: Männer, Frauen und Plagiate vor der Wahl

Die anderen Parteien stürzen sich im Wahlkampf selbstgerecht auf die grüne Kanzlerkandidatin. Ist Baerbock eine unehrliche Frau? Gleichheit kompliziert die Sprache

Robert Habeck und Annalena Baerbock Foto: Kay Nietfeld/dpa

Betroffenheit

„Kratzer auf der Oberfläche“,

taz vom 1. 7. 21

Der Kommentar von Herrn Reinecke bringt auf den Punkt, was das Aufheulen der CSU und anderer angeht. Betroffen machte mich vielmehr, dass jemand in Zeiten prekärer Jobs, die kaum zur Miete reichen, fürstliches Weihnachtsgeld in Empfang nimmt und in Corona-Zeiten, in denen die Ausbeutung von Pflegepersonal deutlich wird, als hochbezahlte Politikerin auch noch einen Corona-Bonus mitnimmt. Dieter Schäfer, Bad Herrenalb

Kritik

„Teslas sind öde Autos“, taz vom 2. 7. 21

„Es ist vorbei, Baerbock!“, taz vom 4. 7. 21

Anstatt Welt-Chef Poschardt oder CSU- Bundesverkehrsminister Scheuer für ihr überdimensioniertes Ego mit recht zahmen Interviewfragen noch ein Podium zu bieten, hätte ich erwartet, dass die taz diese Herren in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich mit schärferen Fragen zur Rede stellt. „Versöhnlich und konziliant“, lieber Herr Schulte, geht auf Dauer für die Grünen nur, wenn der politische Gegner nicht permanent unter die Gürtellinie schießt. Und ein Rückzug von Frau Baerbock als Kanzlerkandidatin, liebe Frau Mertens, würde doch nur bedeuten, der männerbündischen Meinungsmache noch mehr Macht und Erfolg einzuräumen. Es ist für die Grünen an der Zeit, dem politischen Gegner bei seinem Ablenkungsmanöver von eigenem Versagen die rote Karte zu zeigen, um sich dann voll und ganz auf die inhaltlichen Fragen zu konzentrieren, die die zukünftige Politik bestimmen müssen. Wollen wir uns als WählerInnen von Beruhigungspillen der CDU/CSU oder auch der FDP („alles halb so wild, man darf die Menschen nicht überfordern“) einlullen lassen oder den Realitäten für eine zukunftsgerichtete Politik ins Auge sehen?

Holde Wieland-Rigamonti, Heidelberg

Habilitationsschrift

„Jagd auf Fälscher“, taz vom 7. 7. 21

Dass die Schwarmintelligenz des Internets mehr zur wissenschaftlichen Hygiene an deutschen Universitäten beigetragen hat als die entsprechenden Unternehmungen dieser Institutionen selbst, sagt sicher einiges über den deutschen Wissenschafts­betrieb. Dabei hat die Diskussion über Plagiate in Doktorarbeiten einen Umstand in den Hintergrund treten lassen, der sicherlich ebenfalls diskussionswürdig ist. Für die akademische Karriere mit dem Ziel einer Stelle als Universitätsprofessor ist, jedenfalls in den geisteswissenschaftlichen Fächern, das Habilitationsverfahren und damit im Allgemeinen die Abfassung einer Habilitationsschrift sehr viel entscheidender als die Doktorarbeit. Der Kandidat erreicht so die Position eines Privatdozenten mit dem Recht, selbständig Vorlesungen zu halten, und kann sich dann auf Professorenstellen bewerben. Aber es gibt meines Wissens an keiner deutschen Hochschule eine Regelung, die eine Publikation der Habilitationsschrift vorschreibt. Nur mit einer derartigen Regelung und der damit verbundenen Möglichkeit öffentlicher Kontrolle ließe sich aber sicherstellen, dass auch diese Arbeiten wirklich eine eigenständige Leistung des zukünftigen Hochschullehrers darstellen. Theodor Ebert, Erlangen

Nur müde lächeln

„Funkloch Deutschland: Das Ende von 3G“, taz vom 5. 7. 21

Wir wohnen in Deutschland, auch wir haben Handys. Die Meldung, 3G/UMTS würde abgeschaltet, lässt uns allerdings nur sehr, sehr müde lächeln: Hier gab es noch nie 3G! Internet im Handy geht einfach nicht, weil hier von keinem Provider nie in diese mal tolle, nun veraltete Technik investiert wurde. EDGE bietet man uns an. Heute, im Sommer 2021. Um 4G-Empfang zu haben, muss man mit dem Auto ein Stück fahren. Telefonieren geht bei uns in der Küche eher auch nicht, und Besuch ist immer hellauf begeistert,

wenn meine Frau zum ruckelfreien Telefonieren im Obergeschoss auf dem Tisch steht. Die Basisstationen am anderen Dorf­ende stehen auf Gebäuden eines aktiven Mitglieds der CDU, die hier regelmäßig über 60 Prozent holt. Hat aber auch nix genutzt. Und der angebliche Premium Provider will mir 5G-Verträge verkaufen. Die kennen ihre Realität auch nicht.

Friedhelm Lichtenthäler, Heinsberg

Mainstream

„Kratzer auf der Oberfläche“,

taz vom 1. 7. 21

Wenn Sie das wären, was Sie behaupten: „unabhängige, kritische Stimme in den hiesigen Medien“, dann würde ich sogar gerne bezahlen. leider hängen Sie aber dem inzwischen populistischen linksgrünen Mainstream an, zum Beispiel ist dann Guttenberg ganz schnell der „Lügenbaron“ und Baerbock die arme, leider unglücklich nur ganz leicht gestolperte Sympathieträgerin. Ich schätze Sie als „Beleuchter“ von der anderen Seite, aber einseitiger Journalismus ist eigentlich keiner, sondern Meinungsmache, die aber, egal ob von links oder rechts, zumindest von mir nicht materiell gefördert werden kann.

Reinhard Müller, Augsburg

Fataler Karrieresprung

„Der Mann, der Maaßen schlagen soll“,

taz vom 6. 7. 21

Man sollte immer wieder daran erinnern, dass es ein CSU-Innenminister der schwarz-gelben Koalition war, der Maaßen 2012 trotz – oder auch gerade wegen – seiner verfassungswidrigen Rolle im Fall Murat Kurnaz zum Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz ernannte. Ohne diesen Karrieresprung wäre er vermutlich noch immer ein öffentlich wenig bekannter Beamter im Bundesinnenministerium, wo er zwar weiterhin Schaden in der Migrationspolitik hätte anrichten können, aber keine Möglichkeit gehabt hätte, die Koordinaten des politischen Diskurses nach rechts zu verschieben.

Matthias Knuth, Hattingen

Mann, weiß et cetera

„Symbolkämpfe in der Sackgasse“,

taz vom 3. 7. 21

Wie wohltuend! Ausgerechnet in der taz einen Artikel zum Thema Gendern zu lesen, der so deutlich gegen den Mainstream schwimmt. Ich bin schon äußerst gespannt auf die wütenden Reaktionen in der nächsten Ausgabe! Dies ist ein Kommentar eines privilegierten Mannes (der auch noch alt und weiß ist!), der aber entschieden leugnet, konservativ zu sein. Roland Rössler, Bielefeld

Eine unehrliche Frau

„Es ist vorbei, Baerbock!“, taz vom 4. 7. 21

Ich werde die Grünen wählen, aber alle Vorwürfe zu Frau Bearbock lassen mich auf eine unehrliche Frau schließen. Daher bin ich nicht der Meinung, dass sie dennoch eine gute Kanzlerin sein kann. Das war doch das Tolle an Merkel, dass sie nicht nötig hatte, ein Buch zu schreiben.Vielleicht kann man Baerbock ja noch gegen Habeck austauschen.

Dagmar Brandt, Monheim

Lesbarkeit

„Symbolkämpfe in der Sackgasse“,

taz vom 3. 7. 21

Die Autorin Dörte Stein sagt, dass die Bezeichnung „Mitarbeitende“ das Problem der gerechten Sprache nicht löst. Die Formulierung „streikende Mitarbeitende“ zeigt beispielsweise, dass es sich hier um einen Widerspruch handelt und grammatisch gesehen „Mitarbeitende“ Menschen sind, die im Augenblick des Sprechens auch tatsächlich arbeiten.

Ein wichtiger Aspekt ist die korrekte Übersetzung aus einer Fremdsprache. In der taz gibt es viele fremdsprachige Interviews, die ins Deutsche übertragen werden. Ich bezweifele ernsthaft, dass die Interviewten in ihrer Sprache jemals von „Arbeiter:innen“ gesprochen haben. Hier ist die Benutzung angeblich neutraler Begriffe in der Übersetzung bereits eine Interpretation und dadurch weder authentisch noch korrekt. Mir selbst missfällt die Verkomplizierung der Sprache im Namen der Gleichberechtigung.

Detlef Laue, Oldenburg