KURZFILME
: Unvermeidliche Erbschaft

Alles, was dem libanesischen Filmemacher Ahmad Ghossein von der Beziehung seiner Eltern geblieben ist, ist ein im Keller gefundener Stapel von Audiokassetten, auf denen die Mutter dem Vater während der zehnjährigen Trennung im Libanesischen Bürgerkrieg ihr Leben allein mit den vier Kindern unter den Bedingungen der politischen Wirren schildert. Seine Dokumentation „My Father Is Still a Communist: Intimate Secrets to Be Published“ kontrastiert Originalaufnahmen der Mutter mit fiktionalen Elementen und verträumten Sequenzen, zeichnet das Bild einer politischen, sozialen und ökonomischen Landschaft voller Widersprüche, erzählt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte und schildert den verzweifelten Versuch des kleinen Ahmad, im Vater eine heroische Figur zu erkennen: Als Kind malte sich Ghossein allerlei Geschichten aus, in denen er sich den Vater als kämpfenden kommunistischen Helden vorstellte – tatsächlich arbeitete der so sehnsuchtsvoll Vermisste in den Golfstaaten, um die sich immer weiter verschärfende ökonomische Misere der Familie zu lindern. Ausgehend von Ghosseins Film hat der syrische Künstler Yazan Khalili ein Programm mit aktuellen Kurzfilmen aus Nordafrika und dem Mittleren Osten kuratiert, die sich um das Motiv des Vaters in Zeiten politischen Umbruchs, die Unvermeidlichkeit, die Fehler der Väter zu wiederholen und die eigene Revolution mit der der Väter zu vergleichen, drehen. Zu sehen sind die sieben Filme morgen Abend im Metropolis in der Reihe „Arab Shorts“. Yazan Khalili ist bei der Vorführung zu Gast.  MATT

■ So, 8. 7., 19 Uhr, Metropolis, Kleine Theaterstraße 10