Wolken über dem Kempinski

Trotz der Anschläge von London: Im mecklenburgischen Ostseebad Heiligendamm, dem Austragungsort für den übernächsten G8-Gipfel, ist die Hoffnung größer als die Furcht. Die Stadt ist pleite, nur das Luxushotel hat Geld

Vor kurzem noch scheint der Direktor des Hotels Kempinski in Heiligendamm ein glücklicher Mann gewesen zu sein. „Mit großer Freude“ hätten er und seine Mitarbeiter die Nachricht aufgenommen, dass in Heiligendamm der G8-Gipfel stattfinden werde, ließ Thomas Klippstein mitteilen. Kein Wunder, schließlich würden die Staats- und Regierungschefs ja übernächstes Jahr in seinem Luxus-Hotel absteigen, vor dem Augen der Weltöffentlichkeit.

Das war kurz nach Weihnachten, doch in der Zwischenzeit scheinen sich die Dinge verschoben zu haben. G8-Gipfel? „Dazu geben wir im Moment keine Statements ab“, sagt frostig die PR-Dame des Hotels, als hätte sie Angst, aus Versehen an einen Terroristen zu geraten.

Möglich, dass die Nerven nach den Anschlägen von London blank liegen, die zeitgleich zum G8-Gipfel im schottischen Gleneagles erfolgten. Mit Anschlägen möchte man nicht so gern zu tun haben. „Das bringt natürlich auch Besorgnis mit sich“, sagt Edgar Schmidt, der stellvertretende Bürgermeister von Bad Doberan, zu dem Heiligendamm gehört.

Die Schwierigkeiten hatten damit begonnen, dass im Internet Aufmarschpläne von Globalisierungskritikern auftauchten. „Wir lassen die Staats- und Regierungschefs nicht allein“, versprachen die Kritiker und kündigten ihren Besuch an. In den Ohren der Bad Doberaner mag das geklungen haben wie eine Drohung.

In der Folge wurde vor allem über die Sicherheitsvorkehrungen diskutiert. 10 Millionen Euro stellt Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff dafür zur Verfügung, auf 45 Millionen belaufen sich die Kosten insgesamt. „Das muss mit der Bundesregierung gemeinsam geklärt werden“, heißt es aus der Staatskanzlei.

Dennoch sind die Hoffnungen in Bad Doberan größer als die Angst. Einen „Schub von Investitionen“ erwartet sich Bürgermeister Schmidt. „Das wäre aus Haushaltsmitteln nicht darstellbar gewesen.“ Bad Doberan ist knapp bei Kasse, die Stadt steht unter „vorläufiger Haushaltsführung“.

Ganz anders dagegen das Kempinski-Hotel. Es residiert in einem strahlend weißen, klassizistischen Ensemble, das für 230 Millionen Euro wieder hergerichtet wurde. Bis zum G8-Gipfel sollen weitere 100 Millionen Euro fließen. wie