Presse tritt auf der Stelle

Die Jahresbilanz der deutschen Zeitungsverleger fällt mager aus. Dafür legen sie sich jetzt mit der Fifa an

BERLIN taz ■ Der deutsche Zeitungsmarkt stagniert fröhlich vor sich hin: Um 1 Prozent konnten die Tages-, Wochen- und Sonntagszeitungen ihren Umsatz 2004 steigern. Macht unter dem Strich knapp 9 Milliarden Euro – so viel wurde schon in der ersten Hälfte der Neunzigerjahre verdient. Eine positive Nachricht ist es trotzdem: In den vergangenen drei Jahren waren die Umsätze nämlich immer weiter zurückgegangen.

Nix mit Jubel

„Grund zum Jubel?“ – Fehlanzeige, beschied gestern denn auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolf, bei der Jahresbilanz. Maximal ganz vorsichtige Hoffnung mag sich die Branche abringen. Schließlich steht sie weiter vor ungeahnten Herausforderungen: 2004 machten die Anzeigen bundesweit im Durchschnitt gerade noch 57 Prozent des Umsatzes aus, Tendenz weiter fallend. Ostdeutschland ist ohnehin schon viel weiter: Hier wird mehr als die Hälfte durch den Verkauf verdient und nur noch 45 Prozent durch Werbung.

Gibt es irgendwo Trost? Ja doch: Die Reichweite bleibt stabil, drei Viertel aller Bundesbürger über 14 lesen täglich Zeitung. Weil gleichzeitig die Auflagen weiter bröckeln (minus 2,5 Prozent), wird Zeitunglesen wieder zum Gemeinschaftserlebnis.

Doch ein Presse-Gespenst geht um in Europa. Ein Gespenst namens Gratiszeitung, von Deutschlands Verlegern gehasst wie sonst derzeit wohl nur noch die Vokabeln „EU-Tabakwerbeverbot“ und „Pressefusionskontrolle“. Man bleibe klar bei der Ablehnung, so der BDZV. Das ist dann ausnahmsweise mal einhellige Verbandsmeinung.

Die neuen Tabloids seien dagegen „ein guter Start, neue Leser zu generieren“. Nichts gegen Leser-Genese: Aber sind Blätter wie 20cent oder News nicht doch der eher amüsante Versuch, in Deutschland gewissermaßen kostenpflichtige Gratisblätter ans Volk zu bringen?

Naturgemäß dünn blieb der BDZV beim Thema Pressekartell-Vorschriften. Nachdem der jüngste Reformversuch im Bundesrat baden ging, hat niemand mehr Lust auf diese Debatte. „Nach 30 Jahren muss eine Reform her“, so Wolf, auch unter der nächsten Bundesregierung werde die Pressefusionskontrolle also „möglicherweise wieder auf die Agenda gehoben. Das Thema ist nicht vom Tisch.“

Ärger um WM 2006

Denkt der BDZV denn auch mal konstruktiv nach vorn?, könnte man da fragen. Durchaus: Er hat sich mit der Fifa angelegt, weil viele Spiele der WM 2006 erst um 21.00 Uhr angepfiffen werden – und so die ausführlichen Spielberichte und Analysen in vielen Blättern dann von vorgestern sein werden. STG