Pakistans Premier spielt den Musterknaben

Beim Deutschlandbesuch stellt der smarte pakistanische Premier sein Land als prosperierenden Hort der Sicherheit dar

BERLIN taz ■ Pakistans Premierminister Shaukat Aziz hat gestern in Berlin den Kampf gegen den Terrorismus an der Grenze zu Afghanistan verteidigt. „Ich sehe nicht, was wir noch tun könnten“, sagte Aziz vor Journalisten. Seine Regierung habe 70.000 Soldaten entlang der Grenze stationiert und dies auch in den autonomen Stammesgebieten, die bis vor zwei Jahren von den Militärs nicht betreten werden durften.

„Es ist unmöglich, diese Grenze völlig zu versiegeln“, räumte Aziz ein. Es sei in Pakistans Interesse, dass Afghanistan stark und stabil werde. Kabul und US-Militärs in Afghanistan haben Islamabad wiederholt vorgeworfen, zu wenig dagegen zu unternehmen, dass Taliban-Kämpfer in Pakistans Stammesgebieten Unterschlupf finden und von dort immer wieder zu Angriffen nach Afghanistan aufbrechen.

Die Situation in Afghanistan, wo es in den letzten Wochen zu vermehrten Angriffen der Taliban und Verlusten der US-Truppen gekommen sei, bewertete Aziz positiv. „Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres ist die Zahl der Zwischenfälle geringer.“ Das Vorgehen der US-Truppen, die bei einer Bombardierung kürzlich erneut auch Frauen und Kinder töteten und dafür von Kabul ungewöhnlich deutlich kritisiert wurden, wollte er nicht bewerten. „Diese taktischen Dinge können passieren.“

Der 56-jährige Aziz ist seit August 2004 Premierminister und damit der wichtigste zivile Gehilfe von Militärmachthaber Pervez Musharraf. Aziz ist bereits der dritte Premier seit Musharrafs unblutigem Putsch vom Oktober 1999. Zuvor war Aziz bereits Finanzminister und davor Vizepräsident der amerikanischen Citibank. Wie Musharraf, der bereits zwei Anschläge überstand, überlebte auch Aziz mit Glück einen Anschlag. Der smarte, westlich orientierte Geschäftsmann warb in Deutschland um Investitionen für sein Land und betonte immer wieder das hohe Wirtschaftswachstum von 8,4 Prozent. Zugleich warnte er davor, den Islam in die terroristische Ecke zu stellen. Wer einen langen Bart trage, sei noch lange kein Taliban. Den gestern von Islamisten in der von ihnen dominierten Nordwestlichen Grenzprovinz eingebrachten Gesetzentwurf zur Einführung der „Hisbah“, die talibanähnliche Moralkontrollen vorsieht, tat er mit der Bemerkung ab, dort dürfe kein Gesetz von denen des Landes abweichen. SVEN HANSEN