Folge sieben: Golf

Im Fußball ist die reizvollste Art des spontanen Betrugs die Schwalbe. Wie aber lässt sich in anderen Sportarten spontan betrügen? Was springt dabei heraus und wie fällt die Strafe aus, wenn der Betrug auffliegt? Diesen Fragen widmet sich die taz.nord an dieser Stelle, solange die Fußball-Regionalliga pausiert.

Um Woche für Woche diese Kolumne mit sportlichen Schummeleien zu füllen, spreche ich am liebsten mit Profis. Ich beschloss also, kurzerhand beim Deutschen Golfverband anzurufen. Normalerweise folgt auf die Erklärung meines Anliegens herzhaftes Gelächter und eine nette Anekdote. Diesmal nicht: „Auf dem Golfplatz gilt das Gebot der Ehrlichkeit. Darum wollen und können wir hierzu nichts sagen“, so die erstaunlich abweisende Antwort.

Was für ein wunder Punkt das Thema ist, zeigt eine Statistik aus den USA. Mehr als ein Drittel aller Caddies haben bereits Golfprofis beim Schummeln beobachtet, unter den Freizeitsportler sollen es noch mehr sein. Ist der Sport der Gentlemen etwa nichts weiter als Schmierentheater? Ein so pauschales Urteil wäre zu hart. Aber es wird potenziellen Betrügern ziemlich leicht gemacht.

Auf dem Platz gibt es keine Schiedsrichter. So müssen sich die Spieler auf ihr Können und die Ehrlichkeit des Gegners verlassen. Damit ist es nicht immer weit her: Landet mal ein Schlag nicht auf dem säuberlich gestutzten Rasen, sondern im Unterholz, hilft sich der tricksende Golfspieler mit einem zweiten, scheinbar aus dem Nichts aufgetauchten Ball, der deutlich besser liegt – anstatt nach den Regeln auf den rechten Weg zurückzukehren. Oft stimmt der Ersatz-Ball selbst in der Seriennummer mit dem Fehlgeleiteten überein. Bei so viel Schummelei die Freude am Golf nicht zu verlieren, nennt man wohl echte Platzreife.  BIG