Airport soll Platzdurst löschen

BRANDSCHUTZ Seit Jahren muss die Berliner Feuerwehr ihre Nachwuchskräfte in einem Provisorium ausbilden. Nun kommt der Flughafen Tegel als Ort in die engere Wahl

„Eine gute Ergänzung zum geplanten Wissenschaftsstandort“

SENATOR MICHAEL MÜLLER (SPD)

VON JULIAN MIETH

Berlins Brandschützer brauchen mehr Platz, um ihren Nachwuchs heranzuziehen. Den könnten sie bald bekommen: Die politische Zustimmung für einen Umzug der Feuerwehrschule auf den bald stillgelegten Flughafen Tegel wächst. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD), der für das Gelände zuständig ist, hat sich nun grundsätzlich für den Ortswechsel ausgesprochen: „Das wäre eine gute Ergänzung zum dort geplanten Wissenschaftsstandort.“ Ungeklärt bleibe die Finanzierung. Darum müsse sich Innensenator Frank Henkel (CDU) kümmern – ist die Feuerwehr unterstellt.

Berlin hat die bundesweit größte Berufsfeuerwehr, aber seit Jahren nur ein Provisorium für die Ausbildung. Auf dem Gelände einer alten Kaserne im Ortsteil Heiligensee richten sich die Übungen nach Wind- und Wetterlage. Mit modernen Löschmitteln darf nicht geprobt werden, im Winter fällt der Praxisteil ganz aus. Deshalb hatte die Feuerwehr sich schon länger um Tegel bemüht. Unter dem rot-roten Vorgängersenat war das stets abgelehnt worden.

Nach Einschätzung der Innenverwaltung kommt ein Umzug das Land billiger als ein Neubau. Der finanzielle Aufwand hänge vom Ausstattungsniveau ab und bewege sich im ein- bis niedrig zweistelligen Millionenbereich, hieß es. „Die notwendigen Mittel wären von der Feuerwehr zu erwirtschaften und sicherlich über mehrere Jahre zu strecken.“

Kein Geld für Investitionen

Laut Feuerwehr kosten der Umzug und die Aufnahme des Lehrbetriebs in einer ersten Phase rund 2,2 Millionen Euro. Woher das Geld kommen soll, ist unklar: Jährlich stehen der Behörde etwa 230 Millionen Euro zur Verfügung, den Großteil verschlingen die Personalkosten. Geld für größere Investitionen gibt es laut Führung nicht. Auch Gehaltskürzungen dürften schwierig durchzusetzen sein.

Laut Gewerkschaft der Polizei, die auch die Hauptstadtfeuerwehr vertritt, verdienen Berliner Brandschützer erheblich weniger als ihre Kollegen in anderen Bundesländern. „Weniger geht nicht“, sagte der Berliner GdP-Chef Michael Purper. „Die schlechte Bezahlung ist schon jetzt ein Grund für den Nachwuchsmangel.“

Senator Müller gab zudem zu bedenken, dass die Feuerwehr ein großes Areal im Südwesten des Geländes exklusiv für sich nutzen wolle: „Wir wollen nicht, dass dadurch andere Nutzungen blockiert werden.“ Bei einem möglichen Umzug gehe es insofern vor allem um Umfang und Lage des Ausbildungszentrums.

Laut Feuerwehr würde die Ausbildung von Brandbekämpfern und Rettungssanitätern nur 2 Prozent der rund 460 Hektar großen Fläche beanspruchen. Die frei werdende Airport-Feuerwache könnte zu einer Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienstakademie (BFRA) ausgebaut werden. Tanklager und Hangar seien für Übungen ideal. Auch die Tegel Projekt GmbH, die die Nachnutzung des Flughafens entwickelt, findet, dass das Projekt gut aufs Gelände passt.

Bei der Berliner Berufsfeuerwehr arbeiten über 3.500 Männer und Frauen. Die Einsatzkräfte rückten 2011 knapp 357.600-mal aus – aber nur in 2 Prozent der Fälle ging es um einen Brand. In der Feuerwehrschule werden zurzeit rund 260 Nachwuchskräfte ausgebildet. Hinzu kommen rund 5.000 Ehrenamtliche von Freiwilligen Feuerwehren, die Lehrgänge und Leistungschecks absolvieren. (mit dpa)