gottschalk sagt
: Darüber lacht der Nordrhein-Westfale

Hallo Herford! Guten Morgen Münster! Huhu Hagen! Wie viele von Ihnen wissen, ist die taz köln abgeschafft worden, auch die taz ruhr. Geblieben ist die taz nrw. Als ehemaliger Kolumnist der Kölner Ausgabe darf ich jetzt für ganz NRW schreiben. In der Welt der Verkaufsleiter käme das einer klasse Beförderung gleich, da ich jetzt ja einen viel größeren Zuständigkeitsbereich habe. Ein ganzes verdammtes Bundesland, und dann noch das berühmte „bevölkerungsreichste“. Wo bleibt mein Dienstwagen? VW baut ja endlich wieder den Jetta.

Doch zum Thema: Worüber lacht der Nordrhein-Westfale? Was ficht ihn an? In Bielefeld interessiert es doch niemanden, wenn im Bochumer Stadtrat irgendein ein Sack umfällt. Was der Düsseldorfer Oberbürgermeister sagt, da schreit kein Haaner nach. Und der gemeine Eifelbauer denkt beim Wörtchen „Kohle“ erstmal an Europa und nicht an das Ruhrgebiet. Und wie soll jemand in Detmold auf Anhieb verstehen, wenn in der Kölner Presse eine „ehemalige Jungfrau“ in die Schlagzeilen gerät?

Viel eint uns Nordrhein-Westfalen nicht, außer dass unser gemeinsamer Landesvater Rüttgers heißt, wir die Namen unserer Autobahnkreuze aus dem WDR-Verkehrsfunk kennen und außerdem jeder in NRW stets über die Temperaturen auf dem „Kahlen Asten“ informiert sein muss. Ich bin der Letzte, der einen Mangel an Hymnen beklagen würde, aber selbst die Niedersachsen haben es zu einem eigenen Lied gebracht. NRW hat nur ein Wahlkampflied, das Wolf Maahn einmal für die Landes-SPD geschrieben hat, was sicher zu Recht dem Vergessen anheim fiel.

Was soll‘s, komischerweise wird Patriotismus ja immer erträglicher, je lokaler er wird, weshalb jemand, der Köln-Ehrenfeld auf dem Pulli stehen hat, andere Reflexe bei mir hervorruft, als einer, der stolz „Deutschland“ auf der Brust trägt. Köln hat ja selbstverliebte Hymnen an der Zahl, Bochum hat „Bochum“ und Westfalen das Westfalenlied: „Es fragen nicht nach Spiel und Tand die Männer aus Westfalenland!“ Wie wahr. Ich ehemaliger Ostwestfale lasse mir ein T-Shirt machen, auf dem „Nordrhein-Westfalen“ steht, mal sehen, wie sich das anfühlt. Und beginne dann, mich beruflich und privat für Landespoltik zu interessieren. Vielleicht ist Landespolitik ja manchmal lustig. Immerhin heißt die Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter. Das ist doch ein Anfang.