Printenbäcker will abwandern

Der Aachener Süßwarenkonzern Lambertz will sparen. Eine Verlagerung der Produktion nach Polen ist im Gespräch. Erst vor wenigen Wochen haben die Mitarbeiter einer Flexibilisierung zugestimmt

AACHEN dpa/taz Der Aachener Süßwarenbäcker Lambertz will nach Gewerkschaftsangaben 4,5 Millionen Euro Personalkosten einsparen und droht mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Polen. Die Geschäftsführung plane für die rund 2.500 Beschäftigten in Deutschland die Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich sowie Kürzungen von Urlaub und beim Weihnachtsgeld sowie Verzicht auf zukünftige Tariferhöhungen, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gestern mit. Der Alleineigentümer von Lambertz, Hermann Bühlbecker, bestätigte die Sparabsichten. Eine Standortschließung sei allerdings nicht geplant.

Durch neue Produktionslinien im polnischen Lambertz-Werk könnten 4,5 Millionen Euro Personalkosten eingespart werden, hieß es in einem Schreiben an die Belegschaft, das NGG vorlegte. Bei einer Teilverlagerung der Produktion würden 300 Arbeitsplätze an den deutschen Standorten wegfallen. Das entspreche der Personalstärke eines mittleren Werkes. Ziel der Gespräche mit Gewerkschaft und Betriebsräten sei, das Einsparvolumen statt dessen auf die 2.500 Beschäftigten zu verteilen.

„Die Botschaft ist eindeutig: Wir wollen nicht nach Polen, aber es ist betriebswirtschaftlich äußerst lukrativ“, sagte NGG-Gewerkschaftssekretär Peter Mogga. Er rechnete mit harten Auseinandersetzungen bei den Tarifverhandlungen. Auch der Betriebsrat stellt großen Unmut bei der Belegschaft fest. „Die Leute sind stinksauer. Sie sind nicht bereit, sich das gefallen zu lassen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende, Klaus Netzer. Erst Ende Juni habe die Belegschaft einer Vereinbarung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit bis zu einer 48-Stunden-Woche zugestimmt.

Die Konzern-Leitung versucht die Sache herunter zu spielen: „Wir wollen keine Arbeitsplätze verlagern“, lautet das Dementi, aber „wir müssen die Möglichkeiten zu sparen ausdiskutieren“, sagte Eigentümer Hermann Bühlbecker. Die Preise für Nüsse und Mandeln hätten sich dramatisch verteuert. Die Mehrkosten von rund zehn Millionen Euro könnten nicht an den Handel und den Endverbraucher weitergegeben werden: „Weil wir nicht darüber nachdenken, einen Standort zu schließen, wollen wir Gespräche über Einsparpotenziale führen.“

Lambertz gehört zu den führenden Unternehmen der Süßwaren-Branche. Bundesweit produziert der Konzern an sieben Standorten. Das Unternehmen machte zuletzt einen Jahresumsatz von 420 Millionen Euro.