Solarworld-Chef will Subventionen kappen

ERNEUERBARE ENERGIEN Unternehmer regt an, die Einspeisevergütung um 15 Prozent zu reduzieren

FREIBURG taz | Frank Asbeck ist immer für eine Überraschung gut. Zur European Photovoltaic Solar Energy Conference, die am Montag in Hamburg begann, schlug der Chef der Bonner Solarworld AG eine Senkung der Einspeisevergütungen für Solarstrom vor. Von dem Vorstoß wurde sogar der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) überrascht, in dessen Vorstand Asbeck immerhin sitzt. Der Verband hatte immer betont, die Branche brauche die Vergütungen in der aktuellen Höhe, um angemessen wachsen zu können.

Entsprechend reagierte BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig: „Für eine Anpassung der Fördersätze ist es noch zu früh.“ Nur wenn der Solarmarkt in den nächsten Jahren schneller wachse als erwartet, könnten Spielräume entstehen. Vertreter anderer Solarfirmen hielten sich mit Kommentaren zum Vorstoß ihres Mitbewerbers zurück.

Und darum geht es nun: Für Solarstromanlagen bis zu 30 Kilowatt, die im Jahr 2009 ans Netz gehen, gibt es gesetzlich definiert eine Vergütung von 43 Cent je Kilowattstunde. Künftig wird die Vergütung für Neuanlagen laut dem Errneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) um jährlich 8 bis 10 Prozent sinken. Da wegen des Zusammenbruchs des spanischen Solarmarktes und durch den Ausbau der internationalen Kapazitäten derzeit jedoch ein Überangebot herrscht, werden die Anlagen so günstig angeboten wie nie zuvor. Daher hat Asbeck nun einmalig eine Reduktion der Vergütung von 15 Prozent angeregt.

Welche Interessen der Unternehmer damit verfolgt, ist nicht ganz klar. Spätestens seit er im vergangenen Herbst laut über einen Einstieg bei Opel nachdachte, gilt Asbeck als schillernde Figur der Branche. Eine denkbare Interpretation wäre diese: Da eine Gesetzesänderung vermutlich erst Anfang 2011 greifen würde, könnten Investoren ihren Kauf vorziehen und der Branche 2010 einen Extraschub geben. Möglicherweise hofft der deutsche Marktführer aber auch, in einem schärferen Preiswettbewerb kleinere Firmen übernehmen zu können. Schon im Frühjahr hatte Asbeck Insolvenzen unter deutschen Solarfirmen prophezeit.

Denkbar wäre auch ein politisch-strategischer Hintergrund: Der Druck auf die Solarenergie, billiger zu werden, steigt. Kritiker halten bereits eine Senkung der Vergütung von 30 Prozent für möglich. Wenn die Branche nun Entgegenkommen zeigt, könnte das vielleicht einen allzu rabiaten Kahlschlag bei den Solarvergütungen durch eine neue Bundesregierung verhindern.

BERNWARD JANZING