Flugversuche eines Fußballteams

Red Bull Salzburg will mit Sponsormillionen der Getränkefirma groß aufspielen. Die Champions League soll es wenigstens sein. Doch das erste Pflichtspiel der neuen Saison ging mit 1:3 gegen den Grazer AK verloren

SALZBURG taz ■ Es regnete, das Spielfeld im Städtchen Elixhausen schien nur noch aus Pfützen und Lehm zu bestehen, selbst an der dunkelblauen Spielerkleidung war der Schmutz bald zu erkennen. Irgendwie beruhigend, dass solch eine Truppe nach einer halben Stunde im Starkregen genauso malträtiert und geschafft aussieht wie jedes Amateurteam, das sich bei schlechtem Wetter auf dem Sportplatz quält. Denn es spielte Red Bull Salzburg und die PR-Maschinerie von Red Bull suggeriert, dass es sich hier um eine Ausnahmeerscheinung handelt. Und solch eine spielt nur bei strahlendem Sonnenschein mit großer Kunstfertigkeit den Ball direkt ins gegnerische Tor.

Doch die Konkurrenz schaut nicht nur ehrfürchtig zu und so ist das erste Pflichtspiel beim Grazer AK gründlich danebengegangen: Meisterschaftsfavorit Salzburg hat am Dienstagabend mit 1:3 verloren – und nicht den Eindruck einer Ausnahmeerscheinung hinterlassen. In der Vorsaison ist der SV Austria Salzburg dem Abstieg nur knapp entronnen. Nun hat sich Red Bull eingeschaltet und so ziemlich alles umgekrempelt, was sich umkrempeln lässt.

Der Energiedrink-Hersteller ist mehr als Namenssponsor in einer Liga, in der Vereine nach einem Fensterhersteller oder Kühlschrankproduzenten benannt sind. Dietrich Mateschitz, der es mit der Herstellung des Getränks, das Flügel verleihen soll, zum reichsten Mann Österreichs gebracht hat, ist der neue Besitzer des Vereins. 35 Millionen Euro, so heißt es, hat er investiert. 14 Spieler, darunter die beim FC Bayern ausgemusterten Thomas Linke und Alexander Zickler sowie Vradislav Lokvenc und Alexander Knavs vom VfL Bochum sind verpflichtet, Kurt Jara als Cheftrainer eingestellt worden. Franz Beckenbauer fungiert als Berater.

Dass auch Luis Figo oder Roberto Carlos an der Salzach spielen würden, waren nur Gerüchte, die man dementiert hat, schließlich will man zwar selbstbewusst wirken, aber nicht größenwahnsinnig. Der Masterplan sieht für österreichische Verhältnisse aber ambitionierte Ziele vor: im kommenden Jahr zu den besten drei österreichischen Mannschaften gehören, sich für das internationale Geschäft qualifizieren. „Und 2008 sollten wir so weit sein, dass wir Gruppenphasen in der Champions League überstehen“, erklärt PR-Mann Thomas Blazek. Jara hat den Jargon seines Arbeitgebers bereits verinnerlicht, wenn er sagt: „Es ist die Philosophie von Red Bull, dass man an die Spitze will. Und das taugt mir.“

Im Hintergrund soll Beckenbauer wirken. Die Salzburger widersprechen dem Eindruck, er sei nur für Foto-Termine und die Vermittlung ehemaliger Bayern-Profis engagiert worden. Er lasse sich stets gut unterrichten und helfe, wo er kann. Er selbst begründet sein Engagement mit der Freundschaft zu Mateschitz: „Wenn der Fußball so eine Chance bekommt, dass ein Unternehmen wie Red Bull einsteigt, war meine Antwort klar.“

Dass der Milliardär Mateschitz plötzlich seine Begeisterung für Fußball entdeckt hat, ist ungewöhnlich, vor einigen Jahren noch lehnte er ein Engagement ab, doch der Sogwirkung der WM 2006 in Deutschland und der EM 2008 in Österreich und der Schweiz kann auch er sich nicht entziehen: „Der internationale Fußball hat sich immer mehr zu einem höchst intelligenten Strategiespiel entwickelt, mit charismatischen Spielerpersönlichkeiten und mit neuen fußballbegeisterten Zuschauern“, sagt er.

Die Salzburger Fans sind allerdings noch skeptisch, viele sehen die Vereinstraditionen verraten. Sie gründen Internetforen, verteilen Flugblätter und haben bei den ersten Heimspielen Proteste angekündigt.

KATHRIN ZEILMANN