Kompromissmonster-TV

Heute um 22.15 Uhr läuft im ZDF die erste von drei Asien-Reportagen, „Indonesien – Inselreich auf 1.000 Feuern“

Mitten in der Vorab-Präsentation seiner Reportage-Serie „Tropenzauber – Tropenfieber“ am vergangenen Donnerstag wurde das ZDF unvermittelt zurück in den journalistischen Alltag katapultiert: Gerade hatte eine beunruhigende, aber vage Katastrophenmeldung aus London Deutschland erreicht. Prompt reiste Außenpolitik-Chef Ossenberg für eine Sondersendung zurück nach Mainz.

Weniger sensibel präsentiert sich das ZDF dagegen in „Indonesien – Inselreich auf 1.000 Feuern“, der ersten von drei Reisereportagen vom Indischen Ozean. Filme aus Thailand und Sri Lanka folgen im Wochenrhythmus. Obwohl dort Ende Dezember mehr als 167.000 Menschen starben und die Katastrophe noch nachwirkt, sollen die Länder ausdrücklich „jenseits der Monsterwelle“ porträtiert werden – ein eigentümlicher Ansatz. Darf, wer als Journalist im Sommer 2005 etwas über Südostasien sagen will, den Tsunami ignorieren? 45 Minuten lang zeigt Peter Kunz, ZDF-Studioleiter in Singapur, Bilder von Schwefelbrechern am Ijen-Vulkan, Orang-Utans in einer Auswilderungsstation und dem Popstar-Prediger Aa Gym. Sicherlich kann man in 45 Minuten nicht die Auswirkungen der Globalisierung und die politische Entwicklung nach dem Ende des Suharto-Regimes 1998 beschreiben, doch leider versucht Kunz weder das eine noch das andere. „Unser Anspruch muss doch sein, in die Kleinwelten der Zuschauer einzudringen“, verteidigte er sich.

Kein Wunder, dass dabei nicht viel mehr rauskommt als eine nett anzuschauende, aber belanglose Reportage mit klischeehafter Sprache, in der Vulkane „Fabrikschlote der Erde“ heißen. Der Autor nennt dies ein „Ornament“. Statt sich mit Verzierungen aufzuhalten, hätte Kunz besser sich selbst und damit auch den Zuschauer mehr fordern sollen. „Wir Journalisten sind doch alle Kompromissmonster“, sagt er. Es soll wohl eine Entschuldigung sein. DAVID DENK