Massaker an Kindern in Bagdad

Bei einem Selbstmordanschlag in der irakischen Hauptstadt werden 24 Mädchen und Jungen getötet und 20 weitere verletzt. US-Soldaten hatten Süßigkeiten verteilt. Bei einem Attentat auf eine sunnitische Moschee im Osten sterben zwei Menschen

BAGDAD afp/rtr ■ Ein Selbstmordattentäter hat gestern in Bagdad ein Massaker unter Kindern angerichtet: 24 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 10 und 13 Jahren wurden mit in den Tod gerissen, als sich der Attentäter am Vormittag im Südosten der irakischen Hauptstadt in die Luft sprengte, wie Krankenhausmitarbeiter und die US-Armee mitteilten. 20 weitere Kinder wurden bei dem Anschlag verletzt, ein US-Soldat wurde getötet.

Ein Augenzeuge, der 25-jährige Mohammed Ali Hamsa, berichtete, die US-Soldaten seien in das Stadtviertel Al-Dschedidah gekommen, um Bewohner vor einem möglicherweise bevorstehenden Anschlag zu warnen und Straßen abzusperren. Die Kinder seien zu den US-Soldaten gelaufen, die Süßigkeiten verteilt hätten. Plötzlich sei ein Auto aus einer Seitenstraße hervorgeschossen, dessen Fahrer sich dann in die Luft sprengte.

Viele der toten und verletzten Kinder wurden ins Kindi-Krankenhaus von Bagdad gebracht, wo sich verzweifelte Angehörige einfanden. Weinende Frauen schlugen sich zum Zeichen ihrer Trauer ins Gesicht und auf den Kopf. „Ich war zu Hause, als ich die Explosion hörte“, sagte Abu Hamed, dessen 12-jähriger Sohn Mohammed bei dem Anschlag getötet wurde. „Ich rannte auf die Straße, um nach meinem Sohn zu schauen. Ich fand nur sein Fahrrad. Ich lief zum Krankhaus. In der Leichenhalle erkannte ich ihn an seinem Gesicht. Der übrige Körper war vollkommen verkohlt.“

Hussein Radi trauert um seinen 11-jährigen Sohn. „Die, die das gemacht haben, sind keine Widerstandskämpfer, sondern Kriminelle“, sagte er mit tonloser Stimme. „Warum greifen sie unsere Kinder, Zivilisten, Iraker an?“, schrie Hassan Mohammed, der seinen 13-jährigen Sohn Alaa verlor. Radi Hamuds 13-jähriger Sohn hat den Anschlag überlebt, aber er hat beide Beine verloren.

Bei einer Bombenexplosion in einer sunnitischen Moschee im Osten des Iraks wurden Polizeiangaben zufolge 2 Menschen getötet und 16 verletzt. 6 der Verletzten befänden sich in einem kritischen Zustand, teilte die Polizei gestern weiter mit. Möglicherweise habe sich ein Selbstmordattentäter in der Moschee unter die Gläubigen gemischt, einen Anschlag vorbereitet und der Sprengsatz sei verfrüht explodiert, sagte der Sprecher weiter unter Berufung auf Augenzeugen. Der Anschlag ereignete sich den Angaben zufolge am späten Dienstagabend in Dschalowla an der Grenze zum Iran.

Seit dem Antritt einer von Schiiten geführten Regierung Ende April haben die Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften im Land zugenommen. Die mehrheitlich sunnitischen Aufständischen haben wiederholt auch Anschläge auf schiitische Einrichtungen verübt. Die Schiiten werfen ihnen vor, einen Bürgerkrieg anzetteln zu wollen. Attentate auf sunnitische Moscheen sind selten.