meinungsstark
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Auf Augenhöhe in Gaza

„Eine tödliche, tragische Farce“, taz vom 26. 5. 21

Es macht mich unendlich traurig, dass sich der Zentralrat der Juden in Deutschland nicht von der Apartheits-, Besatzungs- und Siedlungspolitik Israels distanziert. Was ist das für ein Leben, wenn man eine sogenannte Erbfeindschaft für alle Ewigkeit fortschreibt? Und nun werden wieder einmal – spätestens seit Kinder sterben – Soldaten, Soldempfänger auf beiden Seiten zu Mördern, was denn sonst?

Als Nachfahren von Tätern des Holocausts müssen wir diese kognitive Dissonanz aushalten, dass es unter den Nachfahren der Opfer auch Rechtsradikale und Rassisten gibt. Denn was ist Apartheit anderes, was ist die Vertreibung von Menschen aus ihren Wohnungen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit anderes als Rassismus? „Genügt es nicht, ein Mensch zu sein?“, ließ Lessing seinen Nathan, den Weisen fragen und mahnte damit die respektvolle Begegnung, Auseinandersetzung und Versöhnung auf Augenhöhe an.

Albrecht Thöne, Schwalmstadt

Gewalt und Missbrauch

„Die haben Mauern hochgezogen“, taz vom 22. 5. 21

Die begriffliche Kopplung von „Gewalt“ mit „sexualisiert“ suggeriert, dass Gewalt allein nicht so schlimm sei und erst mit sexualisiert entgleist. Tatsächlich wird ein Großteil sexueller Verbrechen durch physische und psychische Gewalt vorbereitet und ermöglicht. Darüber ist aber die „ledigliche“ Gewalt an Kindern wie Erwachsenen weitgehend aus dem Blick geraten.

Die Kirche und andere Organisationen zeigen wenig Bereitschaft, auch diesen noch viel größeren Schauplatz auszuleuchten, schon wegen Schadenersatzforderungen, weiterem Ansehensverlust. Die Bearbeitung und Ahndung dieser Fälle muss den Kirchen endgültig entzogen werden. Wo sonst kann der Täter über den Umfang der Aufdeckung seiner Taten und das Maß der Ahndung entscheiden? Thomas Roth, München

Historische Präzision vermisst

„Der müde Sturm“, taz vom 26 5. 21

Ich lehne die AfD ab. Aber Wertungen wie „Führerduktus“ (was soll das sein?), „schlechte Laune … zelebrieren“, „hetzt“, „hausbacken“, „Kreide fressen“, „extremer Inkompetenz“ in jedem zweiten Satz sind mir zu viel Schaum vor dem Mund für einen Artikel, der eigentlich Fakten transportieren möchte. Und das geht dann zu Lasten der geschichtlichen Präzision.Thomas Damrau, Böblingen