„Buchbinder kann ich bleiben“

Horst Buchhold, 67, bindet seit Jahrzehnten Bücher von Hand. Seine Marktlücke sind Kunden, die ihre Erinnerungen aufgeschrieben haben

Der Markt besteht aus Wünschen auch ausgefallener Art. Die sind Horst Buchholds Chance. „Lebenserinnerungen selbst aufschreiben und dann binden lassen, das ist im Kommen“, sagt der 67-jährige Buchbinder und deutet auf einen Stapel Blätter, die neben den Rollen mit dem Leder und dem Pergamentpapier liegen. Privatkunden lassen bei ihm ihr Selbstgeschriebenes, aber auch ramponierte und sogar antiquierte Kinderbücher neu binden.

Seit mehr als 30 Jahren ist Buchhold in Berlin als Buchbindermeister tätig. Drei MitarbeiterInnen beschäftigt der Meister in seiner Berliner Werkstatt, einer ist 57, die beiden Kolleginnen sind über 60 Jahre alt. Das Handwerk könne man „ohne starke gesundheitliche Schäden bis ins hohe Alter ausüben“. Denn eintönige Bewegungen gibt es hier nicht. Jeden Blätterstapel spannt der Buchbinder einzeln ein, führt ihn von Hand über die Klebewalze, rundet den Buchrücken dann an der Maschine mit der geriffelten Walze, klebt Stabilisator und Bändchen auf, leimt den Leder- oder Leineneinband fest und trägt das Buch zur hydraulischen Presse, bevor zum Schluss auf Wunsch noch Goldprägeschrift auf den Einband gestanzt wird. Um die zwanzig Euro kostet eine solche Bindearbeit.

Auch Anwaltskanzleien und Arztpraxen, die Fachzeitschriften in Jahrgängen binden lassen, gehören zu Buchholds Kunden. Doch Billiganbieter und die elektronischen Medien machen ihm Konkurrenz. „Der Markt wird kleiner“, sagt Buchhold. Das mit den Lebenserinnerungen allerdings, das könnte sich halten. BD