„Eine Hebamme darf alt sein“

Heike Luther, 63, hilft jungen Müttern bei der Geburtsvorbereitung und beim Stillen. Sie sagt, das lange Arbeiten läge in der Familie

Es sind die Bilder im Kopf, die entscheiden. Und da hat Heike Luther Glück. „Zum Bild der erfahrenen, weisen Frau, das viele Leute von einer Hebamme haben, passt das Alter“, sagt die 63-Jährige. Eigentlich wollte sie mit fünfzig Jahren schon aussteigen aus ihrem Job. „Ich dachte, als alte Schachtel gehst du nicht mehr zu den jungen Müttern.“ Doch „viele meiner Klientinnen sagen, sie finden es gut, wenn jemand mit Erfahrung kommt“, erzählt die Hebamme, dreifache Mutter und zweifache Großmutter.

Zwanzig Stunden in der Woche ist sie unterwegs, leitet das Schwangeren-Schwimmen und die Rückbildungsgymnastik an, außerdem macht sie Hausbesuche bei den frischgebackenen Müttern. Luther kennt sich aus mit den Gefühlen, die viele Frauen nach der Geburt befallen. „Viele Mütter erleben depressive Verstimmungen. Die sind heute oft den ganzen Tag allein zu Hause mit dem Baby, das ist nicht gut.“ Luther rät den Frauen, sich Freunde einzuladen, mit dem Baby in eine Krabbelgruppe zu gehen oder sich in schweren Fällen an eine Selbsthilfegruppe für Mütter mit „Wochenbettblues“ zu wenden.

Die Hebamme hat Mitte der Achtzigerjahre das erste Berliner Geburtshaus mit gegründet. Außerdem hat sie einen „Gebärhocker“ aus Holz entworfen, den ihr Mann, ein Physiker, dann in Heimarbeit zusammengeschraubt hat, und sie ist eine Verfechterin des Stillens. In zwei Jahren will sie aufhören zu arbeiten, obwohl eine noch längere Lebensarbeitszeit eigentlich in der Familie liegt: „Meine Mutter hat mit 75 noch als Küchenkraft im Krankenhaus ausgeholfen.“ BD