„Die richtige Entscheidung“

Geschichte Moritz Thape über kleine Stadtteile, großes Theater und noch größere Verschwendung

■ 92, war bis 1985 Bremer Bürgermeister, davor unter anderem SPD-Landesvorsitzender.

taz: Herr Thape, sind Sie noch im Huchtinger Ortsverein der SPD aktiv?

Moritz Thape: Ich gehe mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu den Versammlungen, das schon.

Historisch gesehen soll die Huchtinger SPD das Dauer-Problem mit der A 281 verursacht haben, weil sie damals die kürzeste Streckenführung durch die Ochtum-Niederung verhindert hat.

Das kann ich weder dementieren noch bestätigen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich die Dauer dieser Diskussion schrecklich finde. Natürlich ist die Autobahn notwendig.

Sie halten heute einen Vortrag über die Huchtinger Geschichte. Seit wann kennen Sie die aus eigener Anschauung?

Ich wohne hier seit 46 Jahren. Als ich 1965 in den Senat gewählt wurde, musste ich meine Mietwohnung im sozialen Wohnungsbau aufgeben – da haben wir in Huchting gebaut.

Im kollektiven Gedächtnis sind Sie vor allem als der Kunstsenator verankert, der Kurt Hübner den Stuhl vor die Tür gesetzt hat. Was empfinden Sie heute, wenn Jahr für Jahr am Goetheplatz der Hübner-Preis verliehen wird?

Gar nichts – ich muss diesen Preis ja nicht verleihen.

Sie halten Hübners Rausschmiss nach wie vor für richtig?

Es war die richtige Entscheidung – die übrigens von den Bremer Bürgern getroffen wurde, die nicht mehr ins Theater gingen.

Immerhin gilt Hübners Bremer Ära heute als fruchtbarste Phase der bundesdeutschen Theatergeschichte.

Herr Hübner hat als Intendant sehr viel Geld ausgegeben und sehr wenig eingenommen. Einmal hat er eine Kulisse für 60.000 Mark bauen lassen – um sie dann wegzuwerfen. Vermisst haben Hübner nur Feuilletonisten aus Bayern oder Hessen, aber nicht die Bremer. Außerdem ist so ein Intendantenwechsel etwas ganz Normales.

INTERVIEW: HENNING BLEYL

Vortrag: 16 Uhr, AMeB-Begegnungsstätte Huchting