UN-Gesandter sieht Ruanda hinter Rebellen

KONGO Verstärkte Blauhelme sollen M23-Rebellen an Vormarsch auf die Provinzhauptstadt Goma hindern. Christlicher Fundamentalistenführer Jean-Marie Runiga wird „politischer Koordinator“ der M23

BERLIN taz | Die Vorstöße der Rebellenarmee M23 (Bewegung des 23. März) im Osten der Demokratischen Republik Kongo beunruhigen die Vereinten Nationen, die im Kongo ihre weltgrößte Blauhelmmission (Monusco) stationiert haben. Der UN-Sicherheitsrat in New York ließ sich am Dienstagabend vom Monusco-Chef Roger Meece per Video aus Kinshasa über die Lage informieren, während zusätzliche UN-Kampfeinheiten in und um die ostkongolesische Provinzhauptstadt Goma Stellung bezogen.

Am vergangenen Wochenende hatte die M23, deren Führer um Tutsi-Oberst Sultani Makenga sich im April von der Regierungsarmee losgesagt hatten, in einer Reihe von Blitzaktionen mehrere ostkongolesische Städte eingenommen, darunter Rutshuru 70 Kilometer nördlich von Goma, Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu. Die M23-Einheiten zogen sich inzwischen aus Rutshuru wieder zurück. Dennoch halten sie weiterhin den strategisch wichtigen Armeestützpunkt Rumangabo 40 Kilometer nördlich von Goma, und so wird weiterhin ein Vorstoß auf Goma für möglich gehalten.

UN-Sondergesandter Meece warf indirekt Ruanda vor, hinter dem M23-Vormarsch zu stecken. Die Rebellen trügen andere Uniformen als die kongolesische Armee und wandten andere Taktiken an, was darauf hindeute, dass ein „anderes Land“ sie unterstütze, sagte er in Kinshasa. Die UN werde Goma gegen die Rebellen verteidigen.

Unklar bleibt, ob die UN-Mission im Kongo in diesem Zusammenhang Krieg gegen Ruanda führen würde, wenn sie der Meinung ist, Ruanda stecke hinter der M23. Dieser Meinung ist auch Kongos Regierung. „Das ist keine Rebellion, sondern eine Invasion“, sagte ein Sprecher der Provinzregierung in Goma. Ruanda sowie die M23 weisen die Vorwürfe zurück. In ruandischen Medien wird in Reaktion über systematische Übergriffe auf Ruander in Goma in den vergangenen Tagen berichtet.

Die Rebellen gaben sich derweil eine politische Führung, um ihre politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Als „politischer Koordinator“ der M23 wurde in einer Erklärung Bischof Jean-Marie Runiga vorgestellt. Runiga kommt aus dem ostkongolesischen Bukavu, leitete bisher die CNDP in Kinshasa und ist Präsident des Rats der christlich-fundamentalistischen Erweckungskirchen im Kongo. D.J.

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