Uwe Grund, Gewerkschafter
: Der Nette

wurde nach 38 wechselvollen Jahren in SPD und Gewerkschaften Hamburgs DGB-Chef Foto: dpa

Viele finden ihn nett und freundlich, und im Grunde ist er durchweg beliebt bei den Seinen. Manchen aber ist einfach zu nett, ein bisschen harmlos vielleicht auch, eben nicht bissig genug. Ein Arbeiterführer alten Schlages ist der Mann, der gestern Abend zum Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Hamburg gewählt wurde, wahrlich nicht. Uwe Grund, Liebhaber wohltemperierter Rotweine und passionierter Küchenchef in den eigenen vier Wänden, ist eher Moderator als Kämpfer. Ehrenrührig ist das keineswegs, bisweilen aber hinderlich.

Seinen Tiefpunkt erlebte Grund 2002. Da musste der Ver.di-Vize nach zehn Jahren als SPD-Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft der erste sozialdemokratische Oppositionsführer werden. Gegen die Skrupellosigkeit eines Ronald Schill und die Rhetorik eines Ole von Beust aber hatte der redliche Schwabe keine Chance. „Wer Gegner wie Sie hat, braucht keine Freunde mehr“, kanzelte der Bürgermeister ihn nach schwachem Auftritt in seiner ersten Generaldebatte ab. Zwei Tage später trat Grund nach nur 14 Monaten zurück und ziert seitdem die Hinterbank. Der Versicherungskaufmann mit Realschulabschluss, der seit 1971 im Hauptberuf Gewerkschaftsfunktionär ist, war der falsche Mann zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, ein Übergangskandidat einer Partei, die sich erst damit abfinden musste, in Hamburg nicht mehr zu regieren.

Jetzt ist der kräftig gebaute 57-Jährige mit der überraschend hohen Stimme und dem weißen Vollbart Gewerkschaftsboss im einst roten Hamburg. Und falls der schwarz-grüne Senat in der Finanzkrise bei den Schwachen sparen wolle, kündigt Grund schon mal vorsorglich Gegenwehr an: „Eine soziale Vollbremsung werden wir nicht hinnehmen.“ Doch sei auch das Verhältnis des DGB zur SPD seit der Agenda 2010 „angespannt“, sagt Grund, der in seinen Abgeordnetenmandat aber kein Problem sieht. Er betrachte sich als „Gewerkschafter im Parlament“, sagt er, und deshalb stehe er „parteiisch für die Schwachen in der Gesellschaft.“

Auch das klingt eher, nun ja, moderat. SVEN-MICHAEL VEIT