wortwechsel
: Nahost-Tragik: „In diesem Konflikt verlieren alle“

Raketenangriffe der Hamas. Bombenangriffe auf Gaza. Bürgerkriegsähnliche Szenen in Israel. Geheime internationale Verhandlungen. Dieser Hass kann nicht einfach „aufhören“

Israel antwortet mit neuen Bomben auf Hamas-Raketen, die die israelische Zivilbevölkerung zur Flucht in Luftschutzbunker zwingen. Hier die Ruine eines Gebäudes in Gaza Foto: Khalil Hamra

Rechte der Palästinenser

„Israel-Palästina-Konflikt: Neue Generation der Wut. Die neue Eskalation zeigt: Nur wenn die Sicherheit Israels mit den Rechten der Palästinenser verbunden wird, kann es eine Lösung des Konflikts geben“, taz vom 13. 5. 21

Ihre Perspektiven im Text, Herr El-Gawhary, gehen ja erfrischend über den „Mainstream-Horizont“ in Presse und Medien hinaus! Sie weisen darauf hin, dass es nicht um die Zweistaatenlösung, sondern um „gleiche Rechte als Bürger in einem israelischen Staat“ geht. Leider ist nun durch die aufgestaute Wut eine beidseitige Eskalation geschehen, die es „erlaubt“/erzwingt, den Konflikt militärisch zu lösen. Wodurch der notwendige Dialog für Bürgerrechte verdrängt wird – wodurch eventuell eine Festschreibung der Tendenzen von Apartheid geschehen kann? Was hoffentlich nicht geschieht! Vergessene Liebe auf taz.de

„Zur Rolle des Westens im Nahostkonflikt: Ritualisierte Bekenntnisse“,

taz vom 18. 5. 21

Deutsche Staatsräson?

Es ist eine Wohltat, dass sich angesichts all der medialen Erregungen zwischen dumpfbackigen Pöbeleien und machtbeflissenen politischen Heucheleien zumindest in der taz (und einigen anderen Medien) die Stimme der Vernunft und der sachlichen Analyse doch immer noch Gehör zu verschaffen vermag. Andreas Zumach legt zu Recht den Finger in die Wunde: Die unselige Beschwörung „deutscher Staatsräson“ im Hinblick auf den Umgang mit israelischer Politik stiftet mehr Unheil, als sie zu beheben vermag. Wer sich in unserer globalisierten Welt zur UN-Charta, zum Völkerrecht und zur universellen Gültigkeit der UN-Menschenrechtscharta bekennt, kann eigentlich bestenfalls noch eine universelle Rechtsstaatsraison befürworten. Er/sie müsste sich jeglichem selektiven (auch nationalen) Ethos verweigern. Die derzeitige Eskalation zwischen dem delegitimierten Netanjahu-Regime und der auf Chaos und Hass bauenden Hamas macht nun den Menschen im sogenannten Heiligen Land von Neuem das Leben schwer. Die Ghettoisierung und das Elend der Palästinenser nehmen deutsche Politiker für das Mantra der „deutschen Staatsräson“ offenbar billigend in Kauf.

Berthold Lange, Sölden

Verständnis, Heuchelei?

Angesichts der großen Heuchelei, die von allen Seiten Verständnis beschwört, taucht hier endlich eine Analyse auf, die in eine sehr komplexe, historisch höchst aufgeladene Situation etwas Licht zu bringen versucht. Der beständige Versuch der deutschen Politik, ihre Verantwortung für das (verbliebene) jüdische Volk, hinter politisch inadäquatem Nichthandeln und Aufrüstung zu verstecken, ist schwer erträglich. Es ist erschreckend, wenn auch zumindest ein kleines Licht am Horizont, dass sich China nun einschaltet, nachdem die Biden-Regierung im Sicherheitsrat ein Veto eingelegt hat. Gert Rüppell, Bielefeld

„Postionen im Nahostkonflikt: Einfach mal schweigen. Dauernd soll ich mich als libanesischstämmiger Muslim zum Nahostkonflikt positionieren. Doch meine Herkunft macht mich nicht zum Experten“, taz vom 17. 5. 21

Falsches Bauchgefühl?

Auch ein Muslim darf zum Nahostkonflikt schweigen … danke für diesen Beitrag. Fast täglich wird jeder Mensch gebeten, sich zu den Zugehörigkeiten zu bekennen, in die das Schicksal ihn ungefragt hineingeboren hat. Und immer wieder werden wir von Bekannten aufgefordert, Politiker oder andere Personen abzuwerten. Dabei haben psychologische Studien gezeigt: Gerade Menschen mit weniger Vorwissen meinen, „aus dem Bauchgefühl“ fast alles beurteilen zu können. Während Menschen mit mehr Vorwissen sich eher auf Bereiche ihrer langjährigen Erfahrung beschränken und bei anderen Themen lieber mal „ich weiß nicht“ sagen.

Marianne Bayer, Gießen

Falsches Schweigen?

Der offene Antisemitismus auf Demos (Jude mit Hörnern und langer Nase als Puppe) ist widerlich, menschenfeindlich und hat mit einem legitimen Protest gegen Krieg und für Frieden rein gar nichts zu tun. Die fehlende Benennung der Organisatoren und Akteure in den Medien ist auch bezeichnend. Da ist Schweigen einfach falsch. XFO1213 auf taz.de

In diesem Konflikt gibt es nur Verlierer. Carsten Busold auf taz.de

Vernichtungsgedanken?

„Kommentar zu den Protesten gegen Israel: Antisemiten sind immer nur die anderen“, taz vom 17. 5. 21

Ich bezweifle nicht, dass Antisemitismus unter Muslimen weit verbreitet ist. Ich halte ihn aber für eher latent. Hass auf Juden ist nichts, was Muslime mit Frühstück, Mittag- und Abendessen zu sich nehmen, um dann jede Nacht loszuziehen und Synagogen anzuzünden. Wann kommt er konkret zum Ausbruch? Meistens dann, wenn Gaza bombardiert wird. In 2014 und in 2021. Ich denke, wir haben hier ein Verständnisproblem. Wir Kartoffeln denken, wenn jemand etwas Judenfeindliches äußert, sofort an ­Auschwitz – und zu Recht. Aber das waren wir, nicht die Araber! Es ergibt keinen Sinn, Arabern/Muslimen generell Vernichtungsgedanken zu unterstellen, weil wir Nazideutschen die Juden vernichten wollten. Martin Schwarzbach, Hamburg

Antisemitismus im Netz

In den letzten Tagen fragten die Kinder meiner 7. Klasse (Gemeinschaftsschule in einem vielfältigen Stadtteil mit hoher Arbeitslosigkeit) von vornherein, ob wir über Israel/Palästina reden können. Die Schüler berichteten auch, dass ihnen Antisemitismus oft auf Tiktok (wichtigste Plattform bei den Kindern) und Instagram (zweitwichtigste Plattform) begegnet. Ich bin ein bisschen überfordert, wie man dem entgegenwirken kann und würde mich freuen, wenn ich dazu vielleicht demnächst etwas in der taz lesen kann.

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