Sehr leises Gedenken

Teilnahme ohne Teilnehmer: Punkt 13 Uhr sollte gestern die Stadt schweigen, um der Londoner Opfer zu gedenken

Bremen taz ■ „Was ist gleich?“ Eine Wurstverkäuferin auf dem Marktplatz schaut auf ihre Uhr und weiß nicht, dass in ein paar Minuten die Glocken des Doms läuten. Dann soll der Opfer der Terroranschläge von London vor einer Woche gedacht werden. Wie der Verkäuferin geht es vielen anderen an diesem Tag in der gesamten Innenstadt von Bremen, die für zwei Minuten still stehen soll.

„Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen“ erklären dafür die beiden Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und Thomas Röwekamp (CDU). Viele Menschen gehen jedoch achtlos durch die Innenstadt, um 12 Uhr Londoner Zeit sinkt der Lärmpegel ein klein wenig, aber die meisten gehen weiter, ohne etwas zu bemerken.

Eine Touristenansammlung aus Mühlhausen steht vor dem Dom. Eine Frau aus der Reisegruppe hat die Hände gefaltet. „Ich war erschüttert von den Anschlägen und fühle mit den Opfern und deren Angehörigen“, sagt sie. Die Anschläge hätten sie geschockt und seien ihr nahe gegangen. „Das war furchtbar und kann ja auch bei uns passieren.“

Die Wurstverkäuferin vom Markt sieht das pragmatischer. „Das Schweigen macht die Toten auch nicht mehr lebendig. Und ich verkaufe weiter, denn schließlich geht ja auch das Leben weiter.“ ky