berliner szenen: Nächtlicher Thrill durch die Polizei
Auch nachts wurde es in unserer Wohnung im Prenzlauer Berg nie langweilig. Einst schlug gegen drei Uhr ein Langfinger mit einem Stein die große Fensterfront der Kreativen ein, um ein Laptop zu stehlen. Auf dem Spielplatz gegenüber wurden laute Partys gefeiert, Bässe wummerten im Rhythmus von Rave und Lebensfreude. Im Hinterhaus wurde krakeelt, und im Vorderhaus schiss der Hund in den Fahrstuhl.
Seit Corona ist Berlin ruhiger geworden. Fade. Fast dörflich. Böse Buben und Räuberinnen haben ja eine Ausgangssperre zu befolgen. Für die so arg entbehrte Unterhaltung müssen jetzt unsere Ordnungshüter sorgen. Und siehe da: Sie lassen sich nicht lumpen.
Der Amtmann befingert gegen 2.30 Uhr unsere Klingel, bittet nach unten. Dort sei eine Angelegenheit zu erledigen, eine wichtige. Ich reibe mir verstört die Augen, versuche einen Logikknoten in meinem Hirn zu lösen, der sich nicht lösen lässt. Derweil meine patente Frau schon den Anorak übergeworfen hat, habe ich noch immer nicht überrissen, was die Polizei von uns will, mitten in der Nacht. Welche Regel haben wir denn nun wieder übertreten? Eine, von der wir noch gar nichts wussten?
In der Stille der Nacht höre ich nun Stimmen. Meine überaus patente Frau redet wohl auf den Amtmann ein – oder er auf sie. Ich sehe Schemen, Lichter. Ein Motor springt an. Meine wirklich beneidenswert patente Frau redet sodann mit einem Mann, der auch Schlafanzughose zum Winterjäckchen trägt.
Zurück, erklärt sie mir, dass uns jemand angezeigt hat wegen des falsch parkenden Autos. Der Mann sei polizeibekannt, sagt die Polizei und erlässt uns das Bußgeld. Was für eine Performance! Demnächst bitte mehr davon. Wir durch Corona sensorisch Deprivierten wollen Äktschn. Markus Völker
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