Ziemlich glücklich

Mit dem behutsamen „Saniyes Lust“ (23.10 Uhr) startet das ZDF die Kleines-Fernsehspiel-Reihe „Gefühlsecht“

Wer gerade darüber nachdenkt, eine Familie zu gründen, sollte sich diesen Film vielleicht besser nicht anschauen. Denn ganz nebenbei und doch unangenehm penibel wird in „Saniyes Lust“ nachgezeichnet, welche Möglichkeiten die Medizin bereithält, bei dem ersehnten Nachwuchs nachzuhelfen.

Saniye (Idil Üner) und Tom (Daniel Krauss) sind frisch verheiratet und eigentlich ziemlich glücklich. Sie will bald ein Kind, er hat nichts dagegen. Weil es trotz forcierter Schäferstündchen nichts wird, wenden sie sich an ein Kinderwunschzentrum. Tom ringt sich brav im mäßig stimmungsvoll dekorierten Nebenzimmer der Praxis seinen Samen ab, auf dass ein Spermiogramm erstellt werden kann; Saniye lässt hoffnungsfroh unterschiedliche Eingriffe an ihrem Unterleib über sich ergehen.

Regisseurin und Autorin Sülbiye Günar erzählt in ihrem Abschlussfilm für die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin unaufgeregt und ohne Emotionalisierungseffekte von dieser Odyssee durch die moderne Kinderwunschmedizin, die die Liebe ihrer beiden Helden auf eine harte Probe stellt. Ein angenehm unspektakulär ins Bild gesetzter Eröffnungsfilm für die Reihe „Gefühlsecht“, mit der die Redaktion des kleinen Fernsehspiels vom ZDF jeden Sommer ein paar Nachwuchsproduktionen als Erstaufführungen präsentiert. Hier werden gemeinhin große gesellschaftliche Themen in kleinste soziale Mikrokosmen runtergeholt und ohne die üblichen öffentlich-rechtlichen Konsensfindungsmaßnahmen in Szene gesetzt. Sechs weitere Produktionen werden jeweils montags und freitags ab 0 respektive ab 23 Uhr zu sehen sein; in vielen wird ganz selbstverständlich der Migrationshintergrund der Helden eingebaut. Türken oder Kroaten bilden hier nicht die Problemstaffage oder die Witzlieferanten für urbane Abenteuer, sondern bringen ihre kulturelle Identität ganz selbstverständlich in ihre Geschichten ein.

So ergeht es auch der Heldin in „Saniyes Lust“, die von ihren türkischen Verwandten in ihrem immer massiver werdenden Kinderwunsch nicht eben besänftigt wird. Idil Üner spielt die junge Frau auf der Suche nach ihrem inneren Gleichgewicht so leise wie präzise. Üner hatte einst in Fatih Akins „Kurz und schmerzlos“ ihren ersten furiosen großen Auftritt, wäre dann beinahe einmal Bond-Girl geworden, führte Regie bei einem preisgekrönten Kurzfilm und musste in der letzten Zeit ziemlich mittelmäßige Fernsehkomödien durchstehen. Schon dieses Wiedersehen lohnt das Einschalten. CHRISTIAN BUSS

„Heimkehr“, 18. 7., 0.10 Uhr; „Drei gegen Troja“, 22. 7., 22.45 Uhr; „Northern Star“, 25. 7., 0.00 Uhr; „Zwischen Nacht und Tag“, 29. 7., 22.45 Uhr; „Land’s End“, 1. 8., 0.25 Uhr; „Das Apfelbaumhaus“, 5. 8., 23.45 Uhr