unkraut, untier, ungeziefer: die schlimmsten invasoren

Die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) in Genf hat eine Liste der „100 gefährlichsten Tierarten“ aufgestellt. Zwar ist nach der Nischentheorie kein Tier „gefährlich“, das in seinem spezifischen Ökosystem verharrt. Doch ein in uralten und „offenen“ Kulturlandschaften wie Europa völlig harmloses Tier wie das Kaninchen kann für das Gleichgewicht „ökologischer Inseln“ wie Australien verheerende Folgen haben. In diesem Sinne ganze Arbeit geleistet haben im Gefolge des Menschen immer schon Katze, Ratte und Maus. Die „verrückte Ameise“ anoplolepsis hat zahlreiche pazifische Ökosysteme auf dem Gewissen, weil sie die wichtige Landkrabbe quasi ausgerottet hat. Desgleichen die braune Baumschlange boiga irregularis, die, von US-Militärflugzeugen eingeführt, binnen kürzester Frist fast den kompletten exotischen Vogelbestand der Insel vernichtet hat. Karriere hat auch der Bockkäfer anoplophora glabripennis gemacht, der von China über Europa bis nach Nordamerika eine Spur der (Ernten-)Verwüstung hinterlassen hat. Der indische Mungo herpestes javanicus wurde als Rattenkiller nach Hawaii und auf die Westindischen Inseln gebracht, wo er aber die wehrlosere einheimische Fauna bevorzugte. Wegen ihrer leckeren Früchte ebenfalls nach Hawaii eingeführt wurde die brasilianische Erdbeerguave psidium cattleianum, die heute zur größten pflanzlichen Bedrohung der Insel geworden ist, weil in ihrem Schatten nichts anderes mehr gedeiht – dort fühlt sich nur ihr Komplize wohl: Das verwilderte Hausschwein sus scrofa frisst schlechterdings alles und verbreitet überdies den Samen der Erdbeerguave. Wie der Nilbarsch lates niloticus nicht nur das Ökosystem des Victoriasees, sondern auch die Gesellschaften der Anrainerstaaten ruiniert, zeigt der sehenswerte Dokumentarfilm „Darwins Alptraum“ im Programmkino Ihres Vertrauens.