Küchenpsychologische Klischees

betr.: „Entsteht in Deutschland nationale Linke?“, „Die Fremdenfeinde abholen“, „Gegen den billigen polnischen Klempner“, „Der letzte Bundesbürger“ (Porträt Oskar Lafontaine), taz vom 13. 7. 05

Die internationale Solidarität heißt bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für Arbeiter, Beschäftigte und sozial Schwache vor allem in den Heimatländern. Solidarität heißt nicht ökonomische Migration und Lohndumping, damit die großen Firmen mehr Profit machen können. Solidarität heißt nicht, in China und Ägypten zu produzieren, weil es keine Gewerkschaften und kein Arbeitsrecht gibt. Solidarität heißt Arbeit schaffen ohne Sozialabstieg und Lohndumping in Deutschland, in Polen, in China und in Ägypten.

Wie sollen deutsche Politiker und Medien, die die Sorgen der Arbeiter und Beschäftigten in Deutschland nicht verstehen oder mit Ignoranz behandeln, die Sorgen der polnischen und chinesischen Arbeiter verstehen?

Es geht hier nicht um PDS und Lafontaine, sondern um eine Solidarität der Menschen für die Menschen und nicht für Börsenberichte und Wahlzettel. Solidarität mit sozial Schwachen und Arbeitern im eigenen Land ist die Voraussetzung für eine internationale Solidarität. Think global, act local. ALA AL-HAMARNEH, Mainz

Leider füllt das Porträt von Lafontaine wieder mit den immer gleichen küchenpsychologischen Klischees die Zeilen. Da beschwert sich der Autor darüber, dass Lafontaine sich in seinen Büchern immer wiederholt, und konstatiert gleichzeitig, dass man sich mit seinen keynesianistischen Thesen überhaupt nicht kritisch auseinander setze. Dito, Herr Alexander. Genau diese Auseinandersetzung wird auch von der taz weiträumig umfahren.

Die Thesen Lafontaines zum Zusammenhang von Produktivität und Rente, über die hausgemachte Wachstumsschwäche u. v. a. m., all das wird referiert, aber eben nicht ernsthaft diskutiert, sondern als billige Nostalgienummer abgetan. Das ist zu wenig für die taz.

Die Fakten, die Lafontaine und andere bemühen, lassen sich nicht einfach mit der Vokabel „zu einfach“ vom Tisch wischen. Ist „einfach“ ein ernsthaftes Kriterium, ist etwa der von den Reformern behauptete Zusammenhang von Geburtenrückgang und Zwang zur Privatrente komplizierter und deswegen „besser“. Es sollte doch immer noch darum gehen, ob die behaupteten Zusammenhänge den Tatsachen entsprechen. DIETRICH KRAUSE, Stuttgart

Oskar Lafontaine ist intelligent genug, um die Bedürfnisse und „Leiden“ des Volkes zu erkennen. Genau das kann man von Schröder (und ebenso von Fischer) eben nicht sagen.

Saturiert und satt die staatsmännische Pose vorzutragen, das alleine reicht für einen Politiker heute eben nicht mehr aus. Die „neue Armut“ durch Hartz IV reicht bis in die ehemaligen Mittelschichten hinein – weder die SPD noch Bündnis90/Die Grünen scheinen das begriffen zu haben. MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln

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