„Wir sind verantwortlich“

Protest gegen Europas Politik im Mittelmeer

■ 48, ist Politikwissenschaftlerin. Seit 1998 ist sie Mitglied des Vereins „Kein Mensch ist illegal Hamburg“, der sich ein Jahr zuvor gegründet hat.

taz: Frau Geitner, warum halten Sie heute eine Kundgebung an – und auf – der Binnenalster ab?

Margret Geitner: Wir wollen auf Flüchtlingsschicksale aufmerksam machen. Wir protestieren gegen die europäische Politik und berichten über die vielen Flüchtlinge, die jährlich im Mittelmeer ertrinken. Die Boote auf der Alster symbolisieren unsere Unterstützung des Bündnisses „Boats4People“: Dieser Zusammenschluss von Organisationen und Menschen aus europäischen und afrikanischen Ländern hat zum Ziel, die Rechte von MigrantInnen auf See zu verteidigen.

Bleibt es heute bei symbolischem Protest?

Die Kundgebung läuft parallel zu der Ankunft des Boats4People- Schiffes im tunesischen Monastir. Auch dort finden Veranstaltungen statt. Aktivisten vor Ort sprechen mit den Familien von Vermissten und solidarisieren sich durch Trauergottesdienste. Als Gegenstück zur Politik der EU-Grenzschutzagentur Frontex soll ein Netzwerk von Containerschiffen, Fischern und privaten Seeleuten aufgebaut werden, die Flüchtlinge im Mittelmeer retten – ohne zu riskieren, als Schlepper im Gefängnis zu landen.

Wie schlimm ist die Situation?

Im Zuge der Revolutionen in Tunesien und Libyen sind tausende Menschen im Mittelmeer gestorben. Die europäischen Länder sind für dieses Sterben verantwortlich, die Flüchtlingsschicksale betreffen uns in Deutschland – und darauf wollen wir aufmerksam machen.

Was kann jemand tun, dem eine Kundgebung nicht reicht?

Es geht darum, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen und sich mit den Menschen zu beschäftigen, die die Überfahrt überlebt haben – und jetzt in Flüchtlingsheimen leben. INTERVIEW: HANNAH RAMMÉ

Kundgebung: 16.30 Uhr, Jungfernstieg / Alsterpavillon