„Nie das Atelier verlassen“

KUNST Zum ersten Mal überhaupt sind Heinz Lüllmanns Werke öffentlich zu sehen

■ kommt aus Osterholz-Scharmbeck und studiert im 4. Semester Kulturwissenschaften an der Uni Bremen.

taz: Herr Bradbury, wie sind Sie darauf gekommen, eine Ausstellung mit Werken von Heinz Lüllmann zu organisieren?

Cedric Bradbury: Wir haben zwei Jahre im selben Haus gewohnt. Als Herr Lüllmann ins Altenheim umzog, hätte ich es sehr sehr schade gefunden, wenn seine Bilder in den Keller gekommen wären.

Herr Lüllmann ist 89 Jahre alt. Wurden seine Bilder nie zuvor öffentlich gezeigt?

Sie haben sein Atelier und sein Wohnzimmer nie verlassen. Herr Lüllmann gehörte 1946 zum ersten Nachkriegs-Jahrgang der Bremer Kunstakademie ...

... die ein Jahr zuvor noch „Nordische Kunsthochschule“ hieß ...

er wollte wahnsinnig gerne Pressezeichner werden, aber er landete im Bremer Bauamt.

Warum?

Weil er sich auch um seine Familie kümmern musste und nicht sein ganzes Leben der Kunst widmen konnte. Allerdings war er auch mit Billy Jenkins unterwegs.

Dem Titelheld der Western-Heftchen?

Genau, der war nach dem Krieg mit seiner Wildwest-Show auf Tour, und Lüllmann zog mit. Er war schon immer Western-begeistert.

Sie selbst haben einen amerikanischen Vater. Ist das eine Verbindung zu Lüllmann?

Ich habe tatsächlich indianische Wurzeln. Aber Herr Lüllmann interessiert mich einfach als Mensch.

Und die Kunst?

Für die ist meine Kollegin Carmen Rodriguez Godino zuständig, eine Austausch-Studentin aus Sevilla. Sie hat aus rund 300 Ölgemälden und Zeichnungen, die sehr oft seinen Sohn und seine Frau zeigen, aber auch abstrakte Stile beinhalten, ein kuratorisches Konzept entwickelt.

Freut sich Herr Lüllmann über die Ausstellung?

Ich glaube schon. Aber wenn wir ihm davon berichten und er merkt, dass er lächelt, macht er schnell wieder ein grimmiges Gesicht. Interview: HENNING BLEYL

Ausstellung: Freitag bis Sonntag zwischen 14 und 20 Uhr im Kulturbunker in der Berliner Straße 22c. Heute um 18 Uhr ist Vernissage