Nur Reiche dürfen in den Neubau ziehen

IMMOBILIEN Trotz Krise entstehen neue Hotels und teure Wohnungen. „Billige“ Wohnungen werden rar

In Berlin und Potsdam wird ungeachtet der Krise gebuddelt und gebaut. Wer das bisher nicht bemerkt hat, bekommt es nun von einer Studie attestiert. Mehr als 400.000 Quadratmeter neu bebaute Fläche sollen 2009 für Wohnraum zur Verfügung stehen – doppelt so viel wie 2008. „Diese Wohnimmobilien sind wie ein Phönix aus der Asche, der über die Krise hinwegrettet“, sagt Andreas Schulten vom Analysehaus BulwienGesa.

Für die Studie „Die Immobilienmärkte in der Metropolregion Berlin/Potsdam“ hat Schultens Beratungsunternehmen Neubau- und Sanierungsprojekte über 1.000 Quadratmeter erfasst. Auftraggeber waren die Berliner Hochtief Projektentwicklung und die TLG-Immobilien. Laut Studie ist zwar das Gesamtvolumen für Projektentwicklung um acht Prozent im Vergleich zu 2008 gesunken, vor allem Büro- und Einzelhandelsobjekte sind stark zurückgegangen. Allerdings werden dafür deutlich mehr Wohnungen und Hotels gebaut. Diese Entwicklung wird sich laut Studie auch in den nächsten Jahren fortsetzen.

Teure Wohnungen, „die sich in Toplagen befinden, werden ungeachtet der Wirtschaftskrise stark nachgefragt“, berichtet Carsten Sellschopf, Berliner Niederlassungsleiter von Hochtief Projektentwicklung. Dies spiegele sich auch in den Spitzenmieten wider – in Potsdam seien diese in den vergangenen drei Jahren um elf Prozent gestiegen. Auch Schulten bestätigt: drei Viertel der Wohnungen würden von der sogenannten upper middle class mit hohem Einkommen gekauft. Das liege allein an den hohen Grundstückskosten.

„Wohnungsneubau kommt nicht dem normalen Mietmarkt zugute“, sagt darum Hartmut Vetter vom Berliner Mieterverein. Für Normalverdiener sei Neubau nicht möglich. Der Wohnungsneubau mit sozialverträglichen Mieten ist ohne politische Willen und Unterstützung sogar völlig ausgeschlossen: Fünf Euro Miete pro Quadratmeter und weniger ließen sich ohne öffentliche Gelder mit einem Neubau nicht realisieren, sagt Jörg R. Lammersen, Niederlassungsleiter der TLG Immobilien.

Für weniger finanzkräftige BerlinerInnen bleibt deshalb nur der Bestand an Wohnungen. Dieser Markt wird allerdings zusehends enger: zum einen, so Vetter, weil die Anzahl der Haushalte zunehme, zum anderen würden gute Wohnungen in besseren Lagen durch Modernisierungen aufgewertet. Zudem fielen jährlich im Schnitt 20.000 Sozialwohnungen weg, da entsprechende Förderung fehle. GIW