heute in hamburg
: „Die Welt ist schon negativ genug“

Onlineparty „Quizalicious – The Musical Online Party Sensation“: 20 Uhr, Anmeldung auf www.kamp­nagel.de

Interview Lukas Door

taz: Herr Wölfli, fühlt es sich seltsam an, eine Party über einen Computerbildschirm zu feiern?

Scout Wölfli: Wir haben das jetzt schon häufiger gemacht. Offensichtlich kann nichts den Nervenkitzel eines Live-Publikums ersetzen, aber die Verlagerung der Party in die digitale Welt eröffnet uns auch einige neue Möglichkeiten. Es macht sehr viel Spaß, das zu erforschen – und auch auszureizen.

Wie sieht Ihre Erfahrung in der digitalen Welt denn aus?

Was Live Performance angeht, ist „Quizalicious“ mein erster richtiger Eintritt in die digitale Welt, abgesehen vielleicht von Kunstfilmen, die ich in den 90er-Jahren gemacht habe. Meine Mitveranstalterin, Gieza Poke, hat hingegen schon viele Radioshows auf die Beine gestellt, vor allem seit Beginn des Lockdowns. Sie hat nun wöchentliche digitale Dragshows gestartet und ich habe einige digitale Veranstaltungen geleitet. Es bringt Leuten ein bisschen Freude in ihr Leben. Wir haben sehr viel positives Feedback bekommen, weil diese Events die Menschen wieder mit ihren queeren Communitys verbunden haben. Die momentan geschlossenen Klubs und Bars waren für queere Menschen nämlich eben nicht nur Raum zum Feiern, sondern auch Safe Spaces.

Ist „Quizalicious“ nun ein digitaler Rückzugsort?

Foto: Rafael Medina

Scout Wölfli (Sampson Zaharkiv)

48, ist Kreativdirektor und Eventproduzent bei „CherrYO!kie“.

Dadurch, dass digitale Räume so viel schwieriger zu kontrollieren sind, können wir das nicht immer garantieren. Das macht digitale Safe Spaces generell angreifbarer als physische. Wir stehen natürlich für Inklusivität und versuchen immer Räume bereitzustellen, in denen sich jede Person authentisch ausdrücken kann. Gieza arbeitet als Dragqueen, was ih­re Zu­schaue­r*in­nen häufig einschüchtert und weshalb diese sich dann oft nicht trauen, mit auf die Bühne zu kommen, aus Angst, sie würde sie bloßstellen. Das machen wir beispielsweise nie bei unseren Shows. Wir wollen je­de*n ermutigen, selbst auf der Bühne zu performen. Jeder Art des Selbstausdrucks begegnen wir mit Ermutigung und Optimismus. Die Welt ist schon negativ genug.

Muss man also queer sein, um mitmachen zu dürfen?

Jede Person darf kommen, solange sie offen und respektvoll bleibt. Es ist wichtig, dass man einander zuhört und einander ohne Vorurteile begegnet. Man sollte sich darauf einstellen, dass die Veranstaltung Queerness ins Zentrum setzt. Wer dafür offen ist, ist auch willkommen.