das portrait
: Stefan Hensel bekämpft Judenhass

Im Amt erst ab 1. Juli: Hamburgs erster Antisemitismusbeauftragter Stefan HenselFoto: Marcus Brandt/dpa

Es hat ein wenig gedauert – das räumte auch Katharina Fegebank ein, Hamburgs grüne Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke: Im Dezember 2019 bereits hatte die Bürgerschaft die Bestellung ei­nes*r Antisemitismusbeauftragten beschlossen, aber erst am Dienstag konnte er auch bekannt gegeben werden: Zum 1. Juli tritt Stefan Hensel, 41, langjähriger Leiter der örtlichen Deutsch-Israelischen Gesellschaft das Amt an.

„So eine Stelle gibt es in Hamburg ja noch nicht, und sie musste erst mal definiert werden“, sagte Hensel am Donnerstag zur taz. Als die Aufgabenbeschreibung klar gewesen sei – aber auch, auf welches Netzwerk und welche Unterstützung der ehrenamtlich wirkende Beauftragte zurückgreifen könne – habe er gesagt: „Ja, das mache ich gerne.“

Antisemitismus, sagt der Geschäftsführer eines Bildungsträgers, fuße „zuallererst auf Stereotypen und Vorurteilen, die in verschiedenen Varianten ausgelegt werden: vom Brunnenvergifter des Mittelalters in modernisierter Form als Verschwörungsideologie, Antijudaismus oder auch Antizionismus“. Dass sich dem beikommen lasse nur mit Wissensvermittlung und Begegnung, glaube er nicht. „Aber wir können Menschen neugierig machen und sie mit ihren Vorstellungen vom Anderen – das ist ‚der Jude‘ – konfrontieren.“ Ihm sei es wichtig, Menschen zu ermutigen, Fragen zu stellen, sich einzubringen und so eine gewisse Normalität im Umgang zu erlangen. All das führe hoffentlich nicht nur zu einem respektvollen Umgang, sondern zu einer Selbstverständlichkeit.

Zunächst sieht Hensel seine Aufgabe darin, „zu begreifen, was in der Stadt zum Thema Antisemitismus und Gedenken schon alles passiert“: Menschen träten bereits jetzt an ihn heran mit ihren Ideen oder Projekten.

Hensel ist im mecklenburgischen Wismar aufgewachsen und hat in Lüneburg Pädagogik studiert. Vorgeschlagen haben ihn die Jüdischen Einheitsgemeinde sowie die Liberale Jüdische Gemeinde. Beider Vorsitzende haben ihm am Dienstag ihre Unterstützung ausgesprochen. Alexander Diehl